Kapitalmärkte

Amundi hält Europas Stunde für gekommen

„Die Stunde Europas ist gekommen“, urteilt Amundis Chief Investment Vincent Mortier. Dabei rät er, den Horizont auf Small- und Midcaps zu erweitern, über die Trend-Themen Rüstung und Banken hinauszuschauen.

Amundi hält Europas Stunde für gekommen

„Die Stunde Europas ist gekommen“

Amundi sieht Trendwende bei Investoren, die Allokationen auf den Prüfstand stellen

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von Gesche Wüpper, Paris

Die geopolitischen Umwälzungen und die unberechenbare Politik der neuen amerikanischen Regierung führen bei Anlegern zu einem Umdenken. Es gäbe ein gesteigertes Interesse internationaler Investoren an europäischen Finanzmärkten, erklärte Amundi-Chefin Valérie Baudson auf dem World Investment Forum, das Europas größter Assetmanager jedes Jahr in Paris organisiert. Dies führe zu einer Umkehrung des Trends, zu einem Ende der langjährigen Dominanz der USA.

Schlüsselmoment für Europa

„Die Stunde Europas ist gekommen“, urteilt Amundis Chief Investment Vincent Mortier. Dabei rät er, den Horizont auf Small- und Midcaps zu erweitern, über die Trend-Themen Rüstung und Banken hinauszuschauen. Alle Investoren würden derzeit ihre Allokationen auf den Prüfstand und bisherige Trends in Frage stellen, sagt Jean-Jacques Barbéris, der bei der Crédit Agricole-Tochter für den Bereich Institutionelle und Corporate Kunden verantwortlich ist. „Die Zuflüsse nach Europa sind viel höher als die Zuflüsse in die USA“, berichtet Amundi-Vorstandskollegin Fanny Wurtz. Für Europa sei ein Schlüsselmoment gekommen. Auch für Asien sei der Zeitpunkt günstig. Daneben gäbe es wieder ein gesteigertes Interesse von Investoren an Gold.

Seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump Ende Januar haben sich die meisten Aktienindizes in Europa besser entwickelt als die amerikanischen. So hat der Dax seit Jahresbeginn rund 20% zugelegt, der S&P 500 dagegen nur gut 4,8%. Nur der französische CAC 40 hat sich mit einem Plus von gerade mal 3,7% noch schwächer entwickelt. Wegen der unberechenbaren Wirtschaftspolitik Trumps und aus Angst vor den Auswirkungen der von ihm angedrohten Strafzölle versuchen Investoren, sich stärker zu diversifizieren.

Chancen für Schwellenländer

Gerade in der jetzigen Anfangsphase böte die Diversifizierungsstrategie von Investoren einen Vorteil für Schwellenländer, meint Yerlan Syzdykov, der bei Amundi Global Head of Emerging Markets ist. In einer zweiten Phase gäbe es jedoch einen verstärkten Bedarf, in Europa zu investieren. Gleichzeitig dürften sich durch China interessante Möglichkeiten für Schwellenländer ergeben. „China hat sehr viele Investitionen in den USA“, erklärt er. Wenn sie sie abzögen, dürften sie sie woanders investieren. „Die Chancen, dass sie es dann in Schwellenländer investieren, sind gut, vor allem in Länder, die über seltene Erden verfügen.“

Überhaupt dürfte die größere Fragmentierung jetzt eine Chance für rohstoffproduzierende Länder bieten, ist Syzdykov überzeugt. Wegen des Vormarschs von E-Autos und der Energiewende dürften Länder, die Lithium produzieren, in den Fokus von Investoren rücken. Und die mit Uranvorkommen wie Kasachstan, Australien und Afrika. Denn es könnte jetzt zu einer Nuklearisierung des Nahen Ostens kommen, wo immer mehr Länder an Atomkraft interessiert sind. Insgesamt dürften die jüngsten geopolitischen Entwicklungen viele Länder dazu bringen, ihre Militärausgaben zu erhöhen und ihre Atomprogramme auszubauen, ist der Amundi-Experte überzeugt.

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