Bitcoin auf Rekordhoch, Dax leidet
Donald Trumps Zollankündigungen haben Europas Aktienmärkte am Montag auf Talfahrt geschickt. Gleichzeitig stieg der Bitcoin auf ein Rekordhoch. Der US-Präsident ist ein großer Fan von Kryptowährungen. Seit seinem Wahlerfolg im vergangenen November legte der Wert des Bitcoins rund drei Viertel zu.
Die älteste und bekannteste Kryptowährung beschleunigte die jüngste Rekordrally. Am Vormittag sprang der Bitcoin auf der Handelsplattform Bitstamp bis auf 123.200 US-Dollar, nachdem sein Kurs am frühen Morgen erstmals über die Marke von 120.000 Dollar gestiegen war.
Marktbeobachter sehen den Höhenflug in Zusammenhang mit wichtigen politischen Entscheidungen, die im Verlauf der Woche in den USA erwartet werden. Zuletzt verstärkten sich am Markt Spekulationen, dass die Regeln für den Handel mit Bitcoins gelockert werden könnten. Analyst Timo Emden von Emden Research verwies in diesem Zusammenhang auf die „Crypto Week“. In dieser Woche stehen in den USA wichtige Gesetzes-Entscheidungen auf dem Programm, die den Krypto-Markt prägen könnten.
Konkret will der US-Kongress über drei Gesetzesvorlagen beraten und abstimmen, die ein positives Umfeld für Kryptowährungen schaffen sollen. Die Aussicht auf eine weitere Lockerung der Regulierung in den USA dürfte den Risikoappetit am Leben halten, sagte Experte Emden. „Dass das US-Repräsentantenhaus trotz konjunktureller Brandherde die Woche des 14. Juli zur „Kryptowoche“ erklärt, unterstreicht die politisch hohe Priorität von Bitcoin und Co unter der Federführung von US-Präsident Donald Trump“, heißt es in seiner Analyse.
Gewinnmitnahmen beim Bitcoin möglich
Analystin Rachael Lucas von der Handelsplattfom BTC Markets will zwar kurzfristige Gewinnmitnahmen beim Bitcoin nicht ausschließen. Sie verwies aber auch auf eine vergleichsweise starke Nachfrage nach börsengehandelte Bitcoin-Fonds (Exchange Traded Funds). Diese dürften die Aufwärtsbewegung beim Bitcoin stützen, sagte Lucas.
Der Bitcoin ist mit dem aktuellen Kurssprung aus einer vergleichsweise engen Handelsspanne ausgebrochen. Nachdem die Kryptowährung im Zuge von Trump Wiederwahl zum US-Präsidenten stark gestiegen war, hatte sich ihr Kurs seit Mai in der Nähe der Marke von 100.000 Dollar gehalten.
Dax runter nach Zollankündigung
Nach der jüngsten Zolldrohung aus den USA in Richtung der Europäischen Union hat sich die Kurskorrektur im Dax am Montag fortgesetzt. Trump will Einfuhren aus der EU ab dem 1. August nun mit einem Zoll von 30 Prozent belasten, wie er bereits am Samstag ankündigte. Für bestimmte Branchen gelten andere Zollsätze. Die EU berät zum Wochenstart über mögliche Gegenmaßnahmen. Eigentlich hatten die Anleger nach langen Verhandlungen mit den USA eine baldige Einigung erwartet.
Bis zum späten Vormittag fiel der deutsche Leitindex um 0,69% auf 24.086 Punkte ab und hielt sich damit zunächst über der runden Marke von 24.000 Zählern. Nach einem Jahresplus von zeitweise fast 24 Prozent hatten bereits zum Ende der Vorwoche Gewinnmitnahmen eingesetzt. Bis dahin hatten die Anleger die Zollrisiken konsequent ausgeblendet und den Dax auf ein Rekordhoch von 24.639 Punkten getrieben.
Ob die Konfliktparteien bis Monatsende einen Verhandlungskorridor finden oder ob die nächste Eskalationsstufe folgt, bleibt aus Sicht von Postbank-Anlagestratege Ulrich Stephan völlig offen. „Klar ist: Die Unsicherheit wächst - und mit ihr die Wahrscheinlichkeit, dass die Volatilität an den Aktienmärkten über den Sommer zunimmt.“ Stärkere Marktkorrekturen könnten allerdings auch Chancen bieten, ergänzte Stephan.
Asien freundlich - Berichtssaison im Fokus
Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen gab am Montag um 0,43% auf 31.219 Punkte nach. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,73% abwärts. Während auch die US-Futures schwächelten, zeigten sich in Asien vor allem die chinesischen Börsen freundlich. Trotz des Zollstreits war Chinas Außenhandel im Juni weiter gewachsen.
In der neuen Woche dürfte ansonsten die vor allem in den USA anrollende Berichtssaison im Fokus stehen. „Wenn die Anleger auch dort keine echten Anzeichen für Gewinneinbrüche sehen, vor denen wegen der Zölle gewarnt wird, kann schnell eine neue Kaufwelle beginnen“, schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Man spüre den Drang der Anleger, Trumps Zollpolitik endlich thematisch abzuschließen. Die Berichtssaison könne diese Entwicklung trotz neuer Drohungen des US-Präsidenten vorantreiben, so Stanzl.
Chemiekonzerne kappen Ziele
Vorab sorgten die deutschen Chemiekonzerne für Negativschlagzeilen: Nach Covestro senkten auch BASF und Brenntag Gewinnprognosen fürs laufende Jahr. BASF verwies auf die US-Zölle und die daraus resultierenden Unsicherheiten am Markt. Brenntag nannte außerdem die ungünstige Entwicklung des Wechselkurses zwischen Euro und US-Dollar als Grund.
UBS-Analyst Geoff Haire betonte, dass die Mitte der neuen Prognosespanne von BASF der durchschnittlichen Markterwartung entspreche. Er rechnete daher mit einer positiven Kursreaktion. Tatsächlich starteten die BASF-Aktien als stärkster Dax-Wert in den Tag, fielen im Laufe des Vormittags aber 0,7% ins Minus. Für die Papiere von Brenntag ging es um 2,0 Prozent bergab. Nach Angaben von Chris Counihan vom Analysehaus Jefferies liegt der neue Ausblick des Chemikalienhändlers deutlicher unter der Markterwartung.
Die Bayer-Titel lagen minimal im Plus und stemmten sich damit gegen den negativen Markttrend. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern darf sein Medikament Kerendia für ein weiteres Anwendungsgebiet auf den Markt bringen. Im vergangenen Jahr wuchsen die Umsätze mit der noch recht neuen Arznei kräftig.
Einigung bei Thyssenkrupp
Derweil einigte sich die Stahlsparte von Thyssenkrupp mit der Gewerkschaft IG Metall auf einen bis 2030 gültigen Tarifvertrag. Den Beschäftigten werden harte finanzielle Einbußen abverlangt, zudem wurden bereits bekannte Pläne zum Jobabbau konkretisiert. Es sei grundsätzlich positiv zu werten, dass eine Einigung gefunden sei, sagte ein Aktienhändler. Nach einem zuletzt gutem Lauf ging es für die Thyssenkrupp-Papiere aber um 2,0 Prozent abwärts.
Spirituosen-Aktien fallen
Außerhalb des Euroraums hielten sich die Börsen besser. Der Schweizer Leitindex SMI gab mit 0,2 Prozent auf 11.911 Punkte nur moderat nach. Der britische FTSE 100 legte sogar um 0,4 Prozent auf 8.793 Zähler zu.
Unterstützung erhielt der FTSE vom Indexschwergewicht Astrazeneca, dessen Kurs um 1,8 Prozent stieg. Der Pharmakonzern veröffentlichte positive Studiendaten zu einem experimentellen Wirkstoff gegen Bluthochdruck. Pharmaaktien hielten sich generell gut dank ihres vergleichsweise sicheren Status in unsicheren Marktphasen.
Gemieden wurden hingegen die Sektoren, die von hohen US-Zöllen besonders betroffen sind. Dazu zählten der Automobilsektor und die Hersteller von Luxusgütern und Spirituosen, für die die USA ein wichtiger Absatzmarkt sind. Hermes, Kering und LVMH verloren bis zu 2,1 Prozent. Die Papiere von Pernod Ricard und Remy Cointreau fielen um 2 beziehungsweise 4 Prozent.