Dax rutscht nach Trump-Drohungen ab
Finanzmärkte
Dax rutscht nach Trump-Drohungen ab
Bitcoin-Rally geht weiter – Auch Gold gefragt – Gerresheimer und Stabilus unter Druck
tom Frankfurt
Die Aktienmärkte haben sich mit Verlusten ins Wochenende verabschiedet. Neue Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump gegen die EU verunsicherten die Anleger und sorgten beim Dax für Abschläge von 0,8% auf 24.255 Zähler. Auch MDax und Euro Stoxx 50 verloren deutlich. Der deutsche Leitindex hat damit seine jüngste Rekordjagd vorerst abgebrochen. Am Donnerstag hatte er bei 24.639 Zählern noch ein Allzeithoch erreicht. Auch nach den Verlusten vom Freitag steht beim Dax seit Jahresbeginn aber noch ein dickes Plus von fast 22%.
Trump erwägt pauschale Strafzölle von 15 oder 20% auf Importe aus der EU. Für Waren aus Kanada peilt er eine Abgabe von 35% an. Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets verwies darauf, dass Kanada diese höheren Zölle trotz Verhandlungen mit den USA akzeptieren müsse. „Dieses Schicksal droht auch Europa“, so Stanzl. Es sei besorgniserregend, dass die Gespräche im Ergebnis weitestgehend zwecklos waren. Aus seiner Sicht könnten ein wieder rauerer Ton oder enttäuschende Unternehmenszahlen in den kommenden Wochen rasch neue Volatilität am deutschen Aktienmarkt auslösen. Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners warnt: „Die Zölle haben weiterhin das Potenzial, Welthandel und Unternehmensgewinne massiv zu bremsen."
Finanzwerte geben nach
Bei den Einzeltiteln waren RWE und Siemens Energy zwei der wenigen Werte im Dax, die keine Verluste hinnehmen mussten. Unter den größten Verlierern waren dagegen die konjunktursensiblen Finanzwerte. Die Titel der Commerzbank und der Deutschen Bank rutschten ab.
Einer der größten Verlierer im MDax waren die Papiere von Gerresheimer, nachdem Deutsche Bank Research das Kursziel von 58 auf 55 Euro abgesenkt hat. Er bleibe mit Blick auf den Verpackungshersteller vorsichtig, schrieb Falko Friedrichs in seiner Einschätzung. Es sei nicht abzusehen, wann es in den Problembereichen Kosmetikgeschäft und Lagerabbau bei Flüssigkeitsbehältern eine Erholung geben werde. Auch die neuen mittelfristigen Ziele mit einem organischen Umsatzwachstum von 6 bis 9% seien ambitioniert. Die Aktie gab daraufhin um fast 3% nach.
Vorwerk legen zu
Unter den wenigen Gewinnern am Freitag war die Aktie von Friedrich Vorwerk im SDax, nachdem Nikolas Demeter vom Bankhaus Metzler sein Kursziel in seinem Ausblick auf den Halbjahresbericht Mitte August auf 72 Euro angehoben hat. Demeter geht davon aus, dass die Norddeutschen ihre Jahresziele anheben werden. Bereits mit den Zahlen zum Jahresauftakt habe der Pipeline- und Anlagenbauer die Umsatz-Zielspanne nach oben hin eingeengt, was er im derzeit günstigen Geschäftsumfeld aber für konservativ hält. Die Aktie zog daraufhin um über 8% an. Mit einem Jahresplus von 147% sind Friedrich Vorwerk hinter Alzchem zweitbester Wert im SDax.
Dagegen mussten Stabilus am SDax-Ende deutliche Abschläge hinnehmen, nachdem Warburg-Analyst Marc-Rene Tonn sein Votum für den Autozulieferer zwar bei „Buy“ beließ, das Kursziel aber von 54 auf 44 Euro senkte. Das zweite Quartal dürfte eher schwach gewesen sein, das untere Ende der Jahresziele bleibe aber erreichbar. Die Aktie verlor am Freitag fast 8%.
Krypto-Rally geht weiter
Aufwärts ging es dagegen für die Papiere von BP, die an der Londoner Börse zeitweise um 3,2% vorrückten. Der Energiekonzern erwartet, dass die Öl- und Gasproduktion im zweiten Quartal höher ausfällt als im ersten Trimester.
Am Freitag setzten Anleger lieber auf sichere Anlagen wie Gold. Das Edelmetall verteuerte sich um bis zu 0,7% auf 3.346 Dollar je Feinunze. Auch am Krypto-Markt ließen sich die Investoren nicht aus der Ruhe bringen. Bitcoin näherte sich der 120.000-Dollar-Marke. Die Cyber-Devise stieg in der Spitze um 4,6% auf 118.832 Dollar. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Plus auf rund 25%. Unter anderem die Zuflüsse in börsengehandelte Bitcoin-Spot-ETFs und ein kryptofreundliches regulatorisches Umfeld in den USA sorgten nach wie vor für Kursfantasien, sagte Timo Emden vom Emden Research.