Fed verschreckt die Anleger
Von Christopher Kalbhenn,
Frankfurt
Ein Wechselbad der Gefühle hat die erste Handelswoche des Jahres den Marktteilnehmern beschert. Getragen von der Hoffnung, dass aufgrund der weniger schwere Krankheitsverläufe verursachenden Omikron-Variante der Weg zur Normalisierung des öffentlichen Lebens doch nicht nachhaltig versperrt wird, knüpften die Aktienmärkte an ihre Jahresschlussrally an. Bei 16285 Punkten fehlten dem Dax am Mittwoch nur 5 Zähler bis zu seinem Rekord.
Am Abend desselben Tages dann der Schock. Das Fed-Protokoll signalisierte frühere und schnellere Leitzinserhöhungen. Zudem sprachen sich Mitglieder des Offenmarktausschusses dafür aus, in absehbarer Zeit auch mit dem Abbau der Wertpapierbestände der Fed zu beginnen. Öl ins Feuer goss dann am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht, mit dem ein über Erwarten hoher Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne ausgewiesen wurde. Der Dax sank bis auf ein Wochentief von 15863 Zählern und lag zuletzt bei 15948 Punkten.
Umfeld bleibt positiv
Immerhin hat er damit im noch jungen Jahr um 0,4% zugelegt, während zehnjährige Bundesanleihen ein Minus von 0,8% auf dem Konto haben, und aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Aufschwung des Aktienmarktes dadurch, dass die Fed eine etwas restriktivere Einstellung hat, als zuvor angenommen wurde, nur vorübergehend aufgehalten worden. Wirklich verändert hat sich das Umfeld nicht. Möglicherweise müssen die Prognosen für die Anleiherenditen etwas angehoben werden. Aber selbst dann werden sie bis auf weiteres auf historisch niedrigen Niveaus verharren. Damit können sie weiterhin keine Konkurrenz für Aktien sein, die weiter von der üppigen anlagesuchenden Liquidität profitieren werden.
Zudem werden Aktien auch 2022 von wachsenden Unternehmensgewinnen sowie von steigenden Dividenden gestützt werden. Vor diesem Hintergrund bestehen gute Chancen, dass die Berichtssaison für das vierte Quartal, die in der am 17. Januar beginnenden Woche mit den US-Banken startet, für positive Impulse sorgt. Es war die Berichtssaison für das dritte Quartal, die den Dax im November auf seinen Rekord hievte.