Finanzmärkte

Gebeutelte Stahl und Chemie-Titel gefragt

Der deutsche Leitindex kommt am Montag nicht recht vom Fleck. Einen deftigen Kursrutsch mussten Anleger eines Wirkstoffforschers verkraften.

Gebeutelte Stahl und Chemie-Titel gefragt

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Gebeutelte Stahl- und Chemie-Titel gefragt

Dax tritt auf der Stelle – Kursrutsch bei Evotec – Delivery Hero legen zu

tom Frankfurt

Der deutsche Leitindex ist ohne große Veränderungen in die Woche gestartet. Am Abend notierte das Börsenbarometer bei 24.308 Zählern (+0,1%) und damit auf dem Niveau vom Freitagabend. Das Allzeithoch bei 24.639 Punkten bleibt so noch ein Stück entfernt.

Vor den anstehenden Quartalsbilanzen mehrerer Dax-Unternehmen blieben die meisten Anleger lieber an der Seitenlinie. Der Aktienmarktstratege Mislav Matejka von der Investmentbank J.P. Morgan sieht für die nun anrollende Berichtssaison in Europa eher das Risiko von Enttäuschungen. Als Bremsklötze nennt er generell durchwachsenes Geschäft, einen starken Euro sowie die Zollunsicherheiten.

Interview macht Hoffnung

Dabei sorgte ein Interview des US-Handelsministers Howard Lutnick im Sender „CBS“ für einen neuen Hoffnungsschimmer. Lutnick äußerte sich am Sonntag zuversichtlich, dass die USA ein Handelsabkommen mit der EU erzielen können. Jochen Stanzl, Analyst vom Broker CMC Markets, bleibt skeptisch: „Auch wenn sich die Europäische Union mit den USA einigt, dürfte im besten Fall ein Rahmenabkommen vorgestellt werden“, sagte der Experte. Daher sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Unsicherheit auch nach dem 1. August anhält. „Die Anleger versprechen sich von einem Deal mit den USA vielleicht ein wenig zu viel.“

Bei den Einzeltiteln zeigten sich die zuletzt von Prognosesenkungen gebeutelte Chemiewerte am Montag etwas fester. BASF zählten zu den stärksten Titeln im Dax. Die Ludwigshafener legen am 30. Juli ihre Halbjahreszahlen vor. Das Überraschungspotenzial ist allerdings gering, nachdem Mitte Juli bereits die Jahresziele gestutzt worden waren. Auch Wacker Chemie gehörten im MDax am Montag zu den besseren Werten. Hier gab eine Kaufempfehlung der Warburg-Bank Unterstützung.

Stahlwerte gefragt

Gesucht waren auch Stahlwerte, angetrieben von weiter steigenden Preisen für Stahl und den wichtigen Rohstoff Eisenerz in Asien. Auch Nickel, Kupfer, Aluminium und Zinn gewannen zwischen rund 1 und 2%, nachdem das chinesische Industrieministerium am Freitag Maßnahmen zur Stabilisierung des Maschinen-, Automobil- und Elektrotechnik-Sektors angekündigt hatte. Thyssenkrupp stiegen zeitweise um 6% auf ein Hoch seit Mai 2021. Salzgitter legten um mehr als 8% zu. Auch die Papiere des Kupferkonzerns Aurubis waren gefragt.

Stärkster Wert im MDax waren Delivery Hero, nachdem J.P. Morgan ihr Kursziel von 35 Euro mit dem Votum „Overweight“ beibehielt. Überhaupt nicht gut kamen dagegen Zahlen von Evotec an. Der Pharmawirkstoffforscher und -entwickler blickt nach dem ersten Halbjahr vorsichtiger auf 2025. Im laufenden Jahr werde nun mit einem Umsatz von 760 Mill. bis 800 Mill. Euro gerechnet, teilte das Unternehmen überraschend mit. Das Management begründete die gesenkte Prognose vor allem mit einem geänderten Produktmix. Bislang hatte Evotec 840 bis 880 Mill. Euro in Aussicht gestellt, nach 797 Mill. Euro im Jahr zuvor. Die Papiere des Wirkstoffforschers sackten daraufhin im MDax um mehr als 16% auf das tiefste Niveau seit vier Wochen ab. Damit summiert sich der Kursverlust seit dem Jahreswechsel auf fast ein Viertel.

Stellantis geben nach

Für eine negative Überraschung sorgte zu Wochenbeginn auch Stellantis. Der kriselnde Autokonzern hat im ersten Halbjahr einen Milliardenverlust eingefahren. Das Unternehmen berichtete unter anderem von höheren Kosten und Gegenwind durch den schwachen US-Dollar und die US-Zollpolitik. Die Aktien fielen im Euro Stoxx zeitweise um 2%, konnten die Verluste im Handelsverlauf aber wieder wettmachen.

Einen Lichtblick bot dagegen Ryanair. Der späte Ostertermin und höhere Ticketpreise hatten Europas größtem Billigflieger einen unerwartet kräftigen Gewinnsprung beschert. Die Papiere zogen in Dublin auf ein Rekordhoch an und gewannen zuletzt gut 5%. Auch Konkurrent Lufthansa legte in Ryanairs Kielwasser zu.