Kapitalmarktausblick

HQ Trust rät zu einer vorsichtigen Positionierung

Für die Kapitalmarktexperten von HQ Trust haben vor allem die Aktienmärkte bereits zu viele positive Erwartungen eingepreist. Sie raten daher für das zweite Halbjahr zu einer vorsichtigen Positionierung und einer breiten Streuung der Anlagen. Nordamerika sollte untergewichtet werden.

HQ Trust rät zu einer vorsichtigen Positionierung

HQ Trust rät zur Vorsicht

Angesichts ambitionierter Gewinnerwartungen sollten US-Aktien untergewichtet werden

Für die Kapitalmarktexperten von HQ Trust haben vor allem die Aktienmärkte bereits zu viele positive Erwartungen eingepreist. Sie raten daher für das zweite Halbjahr zu einer vorsichtigen Positionierung und einer breiten Streuung der Anlagen. Nordamerika sollte untergewichtet werden.

wrü Frankfurt

Beim traditionellen Pressegespräch von HQ Trust, eines führenden Family Office und unabhängigen Beraters für institutionelle Investoren, haben die Kapitalmarktprofis aus Bad Homburg zur Vorsicht für das zweite Halbjahr geraten. „Die US-Wirtschaft wächst 2025/26 mit moderatem Tempo. Wir rechnen mit 1,5% im laufenden und 1,8 % im kommenden Jahr. Der langfristige Wachstumsvorteil gegenüber der EU bleibt bestehen“, sagte Chefökonom Michael Heise. „Die EU erholt sich dank besserer Einkommens- und Konsumaussichten sowie stärkerer Staatsausgaben in Deutschland. Wenn eine Eskalation im Handelskrieg vermieden werden kann, halten wir 1,1% sowie 1,4% in 2026 für realistisch.“ Stärker als die USA und Europa wachse China mit Raten von 4% für 2025 und 2026. Insgesamt bleibe Asien der Wachstumsmotor der Weltwirtschaft.

An den Aktienmärkten hätten im ersten Halbjahr vor allem die europäischen Börsen zugelegt. Eine globale Diversifizierung zahle sich aus, die Mehrzahl der Länderindizes sei im Plus. „Allerdings sind die Gewinnerwartungen, vor allem mit Blick auf die USA, sehr ambitioniert“, erklärte Heise. Denn dort wird laut den IBES-Gewinnschätzungen für den S&P 500 ein Gewinnplus von 9,1% für 2025, von 13,8% für 2026 und von 13,1% für 2027 erwartet.

„Die Abwertung des US-Dollar dürfte sich tendenziell fortsetzen, aber es dürfte auch temporäre Gegenbewegungen geben", sagte Heise. „Werte um 1,20 Dollar für einen Euro am Jahresende erscheinen plausibel.“

Die Aktienmärkte reagierten stärker auf makroökonomische Entwicklungen als auf Geopolitik. Rezessive Entwicklungen mit Gewinnrevisionen und/oder inflationäre Momente seien als Hauptrisiken anzusehen. Größere Gewinnen bis zum Jahresende sind nach Meinung des HQ Trusts nicht wahrscheinlich.

„Mit Blick auf das zweite Halbjahr sind wir etwas vorsichtiger positioniert,“ erklärte denn auch Chief Investment Officer Christian Subbe. So rät HQ Trust zu einer Untergewichtung von Aktien. Regional betrachtet halten die Kapitalmarktexperten zwar eine Allokation in Nordamerika bei, gewichten die Region aber unter. Dem steht eine Übergewichtung Europas und der Schwellenländer gegenüber.

Nur noch ein Schritt

„Kurzfristig rückt die Deadline in Sachen Handelsgespräche näher. Aber auch die hohe US-Verschuldung, geopolitische Risiken und die Ankündigung des Nachfolgers von Jerome Powell können im zweiten Halbjahr für Schwankungen sorgen", sagte Subbe. „Investoren sollten auch weiterhin ihre Anlagen breit streuen. Auf verschiedene Anlageklassen, aber auch innerhalb der Aktien auf unterschiedliche Länder und Sektoren.“ Auch in Sachen Geldpolitik seien die Erwartungen mithin überzogen. „Die Finanzmärkte erwarten deutliche Zinssenkungen der Fed. Das erscheint uns zu optimistisch. Zu großen Sprüngen sollte es nicht kommen. Wir erwarten noch drei Zinsschritte in den kommenden 18 Monaten“, meinte Heise. „Bei der EZB sehen wir nur noch einen Schritt nach unten.“

Die Rendite zehnjähriger Bunds werde in der Umgebung von 2,5% bleiben. Zehnjährige US-Renditen dürften sich weiter in der Region von 4,5% bewegen. Im US-Bundeshaushalt sei der Konsolidierungsbedarf unübersehbar.

„Investitionen in Alternative Investments lassen langfristig stabil höhere Erträge im Vergleich zu den entsprechenden liquiden Anlagen erwarten“, sagte Jochen Butz, Geschäftsführer bei HQ Trust. „Innerhalb der Alternativen Investments hat HQ Trust die Allokation zu Infrastruktur erhöht.“ Infrastruktur sei eine stabile Anlageklasse. "Aufgrund des enormen Investitionsbedarfs besteht hoher Bedarf an privatem Kapital: Hier gibt es ein Missverhältnis zwischen dem Bedarf und dem Fundraising.“      

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