Neue Zoll-Hoffnungen stützen Dax
Finanzmärkte
Neue Zoll-Hoffnungen stützen Dax
Britischer Staatsanleihemarkt kräftig unter Druck – Auto-, Wind- und Solar-Titel legen zu
tom Frankfurt
Der deutsche Leitindex hat am Mittwoch nach zwei Verlusttagen wieder Aufschläge verzeichnen können. Zum Handelsschluss notierte das Börsenbarometer bei 23.790 Zählern und damit 0,5% höher. Auch der Euro Stoxx 50 verzeichnete moderate Gewinne.
Anleger hoffen wieder verstärkt auf Handelsabkommen mit der US-Regierung, um drohende Zölle auf Einfuhren in die USA zu verhindern. „Es sieht so aus, als würden bei den Handelsabkommen langsam Fortschritte erzielt“, sagte Viresh Kanabar, Stratege bei Macro Hive. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt gesagt, dass keine Verlängerung der Frist vom 9. Juli für die Aushandlung von Handelsabkommen mit den USA geplant sei. Börsianer erwarteten, dass der EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič diese Woche in Washington Verhandlungen führt, um höhere US-Zölle abzuwenden. Trump hatte sich zuletzt optimistisch zu einem möglichen Handelsabkommen mit Indien geäußert. Zugleich zeigte er sich skeptisch, was den Abschluss einer Vereinbarung mit Japan angeht.
Britische Staatsanleihen verlieren
Der Markt der britischen Staatsanleihen ist am Mittwoch unter kräftigen Abgabedruck geraten. Die Notierungen der Gilts fielen so stark wie seit Oktober 2022 nicht mehr, nachdem Finanzministerin Rachel Reeves im Parlament verzweifelt auftrat, einen Tag nachdem die Regierung ihre Pläne für Leistungskürzungen zurückgenommen hatte. Reeves hat wiederholt betont, dass sie sich an die fiskalischen Regeln hält, die die Kreditaufnahme Großbritanniens begrenzen. Analysten zufolge spiegelten die Marktbewegungen die Befürchtung wider, dass sie ersetzt werden könnte, was zu noch mehr Unsicherheit führen würde.
Die Rendite der zehnjährigen Gilts stieg im Tagesvergleich zeitweise um 22 Basispunkte (BP) auf 4,68%, nachdem die Anleger die Papiere im großen Stil aus den Portfolios warfen. Das war der stärkste Tagesanstieg der britischen Benchmark-Rendite seit Oktober 2022, als die damalige Premierministerin Liz Truss chaotische Fiskalpläne vorstellte, die sie ihren Posten kosteten. Der Ausverkauf betraf die gesamte Gilt-Kurve. Die dreißigjährigen Renditen stiegen um fast 22 BP, die zweijährigen Renditen stiegen um 11 BP. Auch das Pfund geriet unter die Räder. Abends lag die britische Währung bei 1,3592 Dollar, ein Verlust von 1,1%.
BMW fest
Ein Profiteur der Hoffnungen auf geringere Zölle war die Autoindustrie. Größter Gewinner im Dax war BMW mit einem Plus von annähernd 5%. Auch Mercedes-Benz, Volkswagen und Porsche AG verzeichneten Aufschläge. Der UBS zufolge wirken sich die US-Zölle wohl weniger schlimm aus als befürchtet. Für BMW seien die Jahresziele selbst ohne Einigung erreichbar. Bei der Porsche AG befürchtet Analyst Patrick Hummel indes eine Gewinnwarnung bei den Quartalszahlen.
Rückenwind hatten am Mittwoch auch Unternehmen aus dem Sektor erneuerbare Energien, nachdem Trumps „Big Beautiful Bill“ wegen zahlreicher Änderungen noch einmal zurück ins Repräsentantenhaus muss. Der wichtigste positive Aspekt für die Branche sei die Ausnahme von der Inbetriebnahmefrist zum Jahresende 2027, kommentierte J. P. Morgan. Damit würden Projekte, die zumindest vor Mitte 2030 in Betrieb gehen, noch die volle Förderung erhalten. Die Titel des Windturbinenherstellers Vestas kletterten um mehr als 10%, Orsted stieg zeitweise bis zu 6%, im MDax legte Nordex zu. Die Titel des Solartechnikkonzerns SMA Solar zogen im SDax in der Spitze um über 14% an.
Unter den Verlierern im SDax fanden sich nach einer Abstufung der Investmentbank Oddo BHF die Papiere von Suss Microtec. Die zuletzt gut gelaufenen Titel des Halbleiterzulieferers büßten am Index-Ende 3% ein.