Finanzmärkte

Neue Zoll-Sorgen belasten Dax

Der deutsche Leitindex geht mit Verlusten ins Wochenende, obwohl ein Rüstungskonzern weiter zulegen konnte. Während die Ölpreise nachgeben, steht auch der Dollar weiter unter Druck.

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Rheinmetall führen Leitindex an – Hugo Boss legen zu – Ölpreise geraten ins Rutschen

tom Frankfurt

Der deutsche Leitindex hat sich mit Verlusten ins Wochenende verabschiedet. Zum Handelsschluss notierte das Börsenbarometer 0,6% niedriger bei 23.787 Zählern. Auch auf Wochensicht steht unter dem Strich ein Minus. Seit Jahresbeginn hat der Dax aber noch immer um mehr als 19% zugelegt. Von den US-Börsen, die am Freitag aufgrund des „Unabhängigkeitstages“ geschlossen blieben, kamen keine Impulse.

Am deutschen Aktienmarkt wächst angesichts des immer kleiner werdenden Zeitfensters bis zum 9. Juli die Sorge, dass es zu keiner Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU kommen wird. US-Präsident Donald Trump will nach diesem Stichtag weitere Zölle in Höhe von 50% in Kraft treten lassen, falls die EU ihm in Handelsfragen nicht entgegenkommt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dämpfte zuletzt die Erwartungen an den Ausgang der laufenden Zoll-Gespräche. Worauf man derzeit abziele, sei eine Grundsatzeinigung, sagte sie. Angesichts des Handelsvolumens, um das es gehe, sei ein detailliertes Abkommen bis zum 9. Juli unmöglich. Sollten nicht noch einige Last-Minute-Deals abgeschlossen werden, dürften sich viele Staaten ab der kommenden Woche höheren Zöllen ausgesetzt sehen, sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. „Und Stand jetzt gehören dazu auch die Staaten der EU – gerade die exportorientierte deutsche Wirtschaft trifft das hart.“

Kursziel für Rheinmetall angehoben

Stärkster Wert im Dax war zum Wochenausklang ein Mal mehr die Aktie von Rheinmetall. J.P. Morgan sieht für die Papiere nach der zuletzt ins Stocken geratenen Rally und angesichts der anziehenden Verteidigungsausgaben in Deutschland noch deutlich Luft nach oben. Nachdem der Rüstungskonzern und Autozulieferer Analysten am Vorabend ein Briefing für die anstehenden Zahlen zum zweiten Quartal gegeben hat, hob die US-Bank das Kursziel von 2.100 auf 2.250 Euro an. Dies entspricht noch einem 30-prozentigen Kurspotenzial. Am Freitag verteuerte sich die Aktie an der Index-Spitze um über 3%. Im MDax präsentierten sich auch die Papiere von Hensoldt fester.

Noch deutlicher ging es in dem Nebenwerteindex für Hugo Boss bergauf. Der britische Hugo-Boss-Großaktionär Frasers schrieb in einer Pflichtmitteilung, die Aktie sei unterbewertet, sodass sich Vorstand und Aufsichtsrat auf die Steigerung des Unternehmenswertes konzentrieren sollten, statt Dividenden auszuschütten. Die Aktie zog daraufhin um über 4% an. Schwächer zeigten sich dagegen die Titel der DWS, nachdem das Analysehaus Exane BNP das Rating für die Papiere der Deutsche-Bank-Fondstochter auf „Underperform“ reduzierte.

Spirituosenhersteller unter Druck

An der Börse in Paris gerieten die französischen Spirituosenhersteller unter Druck, nachdem das chinesische Handelsministerium erklärte, ab dem 5. Juli für einen Zeitraum von fünf Jahren Zölle von bis zu 34,9% auf Brandy zu erheben. Die französischen Cognac-Hersteller wie Pernod Ricard und Remy Cointreau sehen sich als Leidtragende in einem größeren Handelskonflikt zwischen Brüssel und Peking.

Am Ölmarkt gerieten die Preise für das Nordseeöl Brent und die US-Sorte WTI ins Rutschen. Beide verloren gut 1,5% auf 67,75 bzw. 66,04 Dollar je Fass. Anleger setzen darauf, dass sich die Opec+-Gruppe am Wochenende auf eine Erhöhung ihrer Produktion einigen wird.

Am Devisenmarkt geriet der Greenback nach einer kurzen Erholung am Vortag wieder unter Druck. Der Dollar-Index gab 0,2% nach. Der Euro notierte mit 1,1779 Dollar um 0,2% fester. Anleger fürchten, dass die Verabschiedung des umstrittenen Steuer- und Ausgabengesetzes von Donald Trump den Schuldenberg der USA deutlich nach oben treiben wird. Analysten der Commerzbank konstatierten, das Gesetz trage langfristig zu den Sorgen bei, was den Status des US-Dollars angehe. Seit Jahresbeginn hat der Dollar-Index bereits über 10% an Wert eingebüßt.