Porsche droht gleich zweimal aus dem Dax zu fliegen
Porsche droht gleich zweimal aus dem Dax zu fliegen
„P911“ und SE auf Abstiegsplatz – Scout24 und Gea könnten bereits im September in die erste Liga aufsteigen – Lufthansa vor möglichem Comeback
Von Werner Rüppel, Frankfurt
Im September steht die reguläre Überprüfung des Dax an. Dabei wird es nach den Berechnungen von Matzke-Research und J.P. Morgan größere Veränderungen geben. So dürften die Vorzüge der Porsche AG als auch die der Porsche Automobil Holding SE aus dem Dax fallen. Dafür dürften Scout24 und Gea aufsteigen.
Im September sind größere Veränderungen im Dax 40 zu erwarten. Denn dann steht wieder die halbjährliche reguläre Überprüfung des deutschen Leitindex an. Dabei ermöglichen die im Regelwerk des Dax exakt festgelegten Kriterien eher Auf- und Abstiege als im Juni, in dem nur ein sogenannter „Fast Entry“ und „Fast Exit“ infrage kommt, bei dem die Hürde für einen Wechsel deutlich höher liegt.
Und das, was im September im Dax passieren dürfte, hat es in sich. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die Porsche AG Vorzugsaktien aus dem Dax fallen“, erklärt Indexexperte Achim Matzke von Matzke-Research im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Doch nicht nur die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG Vorzüge mit dem auffälligen Börsenkürzel „P911“ drohen aus der ersten Liga abzusteigen. Auch den Vorzugsaktien der Porsche Automobil Holding SE droht der Abstieg in die zweite Liga. Die SE besitzt die Mehrheit an den Volkswagen Stämmen.
Zu dem Ergebnis, dass Porsche quasi gleich zweimal absteigt, kommt nicht nur Matzke, sondern auch Indexanalyst Pankaj Gupta von J.P. Morgan. Nach aktuellem Stand würden für die Porsche AG Vorzüge und die Porsche Automobil Holding SE Vorzüge der Internetportal-Betreiber Scout24 und der Maschinenbauer Gea in den Dax aufsteigen, so die Berechnungen der beiden Indexexperten.
Darüber hinaus haben laut Matze auch noch die Lufthansa, der Software-Entwickler Nemetschek oder der Rüstungszulieferer Renk eine Chance für den Aufstieg in den Dax. Einer dieser Werte könnte aber nur aufsteigen, wenn sich auch ein Absteiger findet. Dies könnten dann die Sartorius Vorzüge sein. Dafür müsste diese Aktie aber auf Rang 48 oder schlechter der Dax-Rangliste stehen. Schaffen es die Sartorius Vorzüge hingegen auf Rang 47 der entsprechenden Rangliste, verbleiben sie auf jeden Fall im Dax.
Weitere Veränderungen im Dax stehen laut Matzke an, wenn der Autozulieferer Continental aufgespalten wird. Dies werde aber aller Wahrscheinlichkeit nach wohl nicht bis September der Fall sein. Dann könnte wohl ein weiterer Titel für Continental in den Dax aufsteigen.
Fixe Kriterien
Die Kriterien für den Aufstieg in den Dax und den Abstieg aus der ersten Liga hat Stoxx, eine Tochter der Deutschen Börse, in einem genau beschriebenen Regelbuch definiert. Spielräume für diskretionäre Entscheidungen gibt es da nicht mehr.
Maßgeblich für Auf- und Abstieg ist der Rang einer Aktie auf der Dax-Rangliste. Diese wird auf Basis der Marktkapitalisierung des Free Float, also des Streubesitzes, einer Aktie berechnet. Entscheidend ist laut Matzke die im August aus den letzten 20 Handelstagen ermittelte Rangliste. Der maßgebliche Zeitraum reichte in diesem Jahr damit vom 4. bis zum 29. August.
Ein regulärer Aufstieg in den Dax ist für Aktien möglich, die dann auf Rang 40 der Dax-Rangliste oder besser liegen. Allerdings ist dazu auch ein Abstiegskandidat notwendig, der schlechter als Rang 47 liegt. Ohne entsprechenden Abstiegskandidat erfolgt beim sogenannten „Regular Entry“ eben keine Veränderung im deutschen Leitindex.
Nun kann sich die Free-Float-Marktkapitalisierung der einzelnen Aktien natürlich in den kommenden Wochen noch deutlich verändern. Auch der Abstieg der beiden Porsche-Aktien ist damit also noch nicht besiegelt. Allerdings liegt die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG Vorzugsaktie nach den Berechnungen von Matzke aktuell weit abgeschlagen auf Rang 52 der Dax-Rangliste. Dass die „P911“ doch noch den Verbleib im Dax schafft, erscheint damit wenig wahrscheinlich.

Ohnehin ist die Kursentwicklung der mit vielen Vorschusslorbeeren im September 2022 an die Börse gegangene Porsche AG Vorzugsaktie schlichtweg ein Trauerspiel. Der Ausgabepreis lag damals bei 82,50 Euro. Anschließend ging es nach oben bis 120 Euro im Frühjahr 2023. Doch danach ist die Aktie böse abgestürzt und notiert aktuell bei nicht einmal 44 Euro. Aktionäre, die damals bei dem Börsenneuling eingestiegen sind und den Titel bis heute halten, haben nahezu die Hälfte ihres Einsatzes verloren.
Auch die Kursentwicklung der im September 2021 im Rahmen der Vergrößerung des Dax von 30 auf 40 Titel in die erste Liga aufgestiegene Porsche Automobil Holding SE Vorzugsaktie hat in den vergangenen Jahren schwer enttäuscht. Nach den Berechnungen von Matzke liegt auch diese Porsche-Aktie mit Rang 50 auf einem Abstiegsplatz. Sie hat damit aber noch bessere Chancen auf Rang 47 vorzurücken und damit dem Abstieg zu entgehen.
Spannung bei Sartorius
Spannend dürfte es bei den Sartorius Vorzügen werden, die aktuell zwar mit Rang 48 auf einem Abstiegsplatz liegen. Doch liegen die Sartorius Vorzüge und Thyssenkrupp (mit Rang 47) nach Angaben von Matzke praktisch in Sachen Marktkapitalisierung nahezu gleichauf. Hier scheint das Rennen also völlig offen, ob die Sartorius Vorzüge den Verbleib im Dax schaffen oder nicht.
Potenzielle Aufsteiger in den Dax sind auf jeden Fall zur Genüge vorhanden. Dazu zählt das Digitalunternehmen Scout24, das den Online-Marktplatz ImmoScout24 betreibt, auf Rang 34. Die seit Juni 2018 im MDax vertretene Aktie hat zuletzt deutlich zugelegt und weist laut Matzke einen intakten mittelfristigen Haussetrend auf.
Reichmacher Nemetschek
Gut positioniert für einen Dax-Aufstieg ist auch die Gea Group, die aktuell auf Rang 36 der Dax-Rangliste liegt. Die Aktie des weltweit tätigen Technologiekonzerns hat seit dem vergangenen Jahr kräftig zugelegt. Auch die Lufthansa ist zurück, liegt in Sachen Marktkapitalisierung des Free Floats bereits auf Rang 38, und könnte damit in Bälde im Dax landen.
Direkt hinter Lufthansa folgt aber auf Platz 39 der Rangliste bereits das Softwareunternehmen Nemetschek. Diese Aktie war in den vergangenen Jahren ein echter Reichmacher. Und eine weitere Softwarefirma neben SAP würde dem Dax gut zu Gesicht stehen. Außenseiter-Chancen hat Renk als Rüstungswert, aktuell auf Rang 46 gelegen. Dazu müsste der Kurs allerdings deutlich steigen.