Finanzmärkte

Trumps nächste Volte löst Kursrutsch aus

Der US-Präsident droht der EU mit massiven Zöllen. Das bleibt an den Aktienmärkten nicht ohne Folgen. Zulegen kann dagegen ein Edelmetall.

Trumps nächste Volte löst Kursrutsch aus

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Trumps nächste Volte löst Kursrutsch aus

Banken-, Auto- und Tech-Werte deutlich schwächer – Goldpreis zieht kräftig an

tom Frankfurt

US-Präsident Donald Trump hat ein Mal mehr die Aktienmärkte durcheinander gewirbelt. Der deutsche Leitindex drehte am Mittag nach anfänglichen Gewinnen ins Minus und verbuchte massive Verluste. Zum Handelsschluss notierte das Börsenbarometer 1,5% tiefer bei 23.630 Zählern. Damit steht auch auf Wochensicht ein Minus unter dem Strich. Das Allzeithoch vom Mittwoch bei 24.152 Punkten ist nun wieder ein gutes Stück in die Ferne gerückt. Auch der EuroStoxx 50 sackte nach Trumps Ankündigungen um 2,5% ab. Der französische Cac-40 fiel ähnlich stark.

Trump stellt Strafzölle in Höhe von 50% auf Produkte aus der EU in Aussicht. Diese sollen am 1. Juni in Kraft treten, schrieb der Republikaner auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social. Mit der EU sei es schwierig, über das Thema Handel zu reden, erklärte Trump. Es werde keine Zölle geben, wenn das jeweilige Produkt in den USA hergestellt werde. „Die Europäische Union, die in erster Linie gegründet wurde, um die USA im Handel auszunutzen, ist sehr schwierig zu handhaben“ kritisierte Trump. „Unsere Gespräche mit ihnen führen zu nichts.“ Die EU-Kommission lehnte eine Stellungnahme zunächst ab und wollte ein Telefonat zwischen EU-Handelskommissar Maros Sefcovic und US-Vertretern abwarten.

Eiskalte Dusche

Marktexperte Andreas Lipkow sprach von einer eiskalten Dusche vor dem Wochenende. Die USA wollten offenbar im Zuge der Zollverhandlungen mit der EU den Druck noch einmal deutlich erhöhen und die Verhandlungsdynamik beschleunigen.

Die kriselnde deutsche Wirtschaft ist derweil im ersten Quartal mit 0,4% doppelt so stark gewachsen wie zunächst geschätzt, doch das konnte die Talfahrt an den Aktienmärkten nicht bremsen. „Das unerwartet deutliche Wachstum ist eine erfreuliche Überraschung. Allerdings handelt es sich aufgrund der Zollquerelen und Vorzieheffekten um einen Einmaleffekt. Im laufenden Quartal dürfte ein geringeres Wachstum ausgewiesen werden“, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.

Vor allem Banken-, Auto- und Technologiewerte gerieten nach der Trump-Drohung unter Verkaufsdruck. So war die Aktie der Deutschen Bank ex Dividende mit einem Verlust von über 4% unter den größten Verlierern im Dax. Commerzbank-Papiere büßten über 2% ein. Die Anteilsscheine von BMW, Mercedes-Benz, Porsche AG und Volkswagen verbuchten deutliche Abschläge. Auch die Titel von Infineon und Jenoptik notierten schwächer.

Evotec setzen Rally fort

Im MDax haben die Titel von Evotec ihre Erholungsrally fortgesetzt. Die Papiere des Wirkstoffforschers legten zeitweise um über 18% zu und nähern sich damit wieder der exponentiellen 200-Tage-Linie bei knapp über 8 Euro. Das Unternehmen steckt in einer strategischen Neuausrichtung mit deutlicher Verschlankung des Projekt-Portfolios. Mit einem Börsenwert von gerade mal noch knapp 1,4 Mrd. Euro gehört Evotec inzwischen zu den Leichtgewichten im Index. 2021 hatte das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 7 Mrd. Euro noch im MDax-Mittelfeld gelegen.

Aufwärts ging es im SDax auch für die Aktie von PVA Tepla. Nach einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank kletterten die Papiere zeitweise um knapp 12% auf den höchsten Stand seit elf Monaten. Analyst Michael Kuhn sieht beim Halbleiterzulieferer das volle Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft und hob sein Kursziel von 14,50 auf 26 Euro massiv an.

Verluste bei Neuling Innoscipta

Dagegen ging die Aktie des Münchner Softwaredienstleisters Innoscripta nach ihrem Börsendebüt auf Tauchstation. Der erste Kurs im Freiverkehrssegment „Scale“ der Frankfurter Börse lag mit 120 Euro noch auf dem Niveau des Ausgabepreises, danach ging es aber um mehr als 9% auf 108,76 Euro abwärts. Zum Ausgabepreis wurde Innoscripta mit 1,2 Mrd. Euro bewertet.

Der Goldpreis ist am Freitag kräftig gestiegen. Die Notierung für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) baute frühe Gewinne weiter aus, nachdem Trump Strafzölle in Höhe von 50% auf Produkte aus der EU in Aussicht gestellt hatte. Im Nachmittagshandel wurde das Edelmetall an der Börse in London bei 3.355 Dollar gehandelt und damit etwa 60 Dollar höher als am Vortag. Gold, das Anlegern als sicherer Hafen gilt, nähert sich nun dem Rekordhoch von Mitte April bei 3.500 Dollar. Im Mai war Gold zwischenzeitlich bis auf 3.120 Dollar gefallen, konnte sich aber zuletzt wieder deutlich erholen.