GesprächGötz Albert, Lupus alpha

„Jetzt ist die Zeit für Nebenwerte“

Die zusätzlichen Mittel in Rüstung und Infrastruktur lösen einen Multiplikatoreffekt für die gesamte deutsche Industrie aus, sagt Götz Albert, CIO von Lupus alpha. Davon profitieren vor allem die aktuell günstig bewerteten Small und Mid Caps.

„Jetzt ist die Zeit für Nebenwerte“

Im Gespräch: Götz Albert

„Jetzt ist die Zeit für Nebenwerte“

Der CIO von Lupus alpha erläutert, warum deutsche Small und Mid Caps aufgrund der Investitionen in Rüstung und Infrastruktur wieder gefragt sind

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Durch die beschlossenen Pakete fließen erhebliche Mittel in Rüstung und Infrastruktur. Damit ist ein positiver Multiplikatoreffekt für die gesamte deutsche Industrie verbunden, sagt Götz Albert, CIO von Lupus alpha. Davon profitieren vor allem die aktuell günstig bewerteten Small und Mid Caps.

In den vergangenen drei Jahren waren am deutschen Aktienmarkt vor allem Large Caps gefragt. So sind dann auch die vor allem im MDax und SDax vertretenen Mid und Small Caps deutlich hinter dem Dax 40 zurückgeblieben. Doch jetzt sind nach Meinung von Götz Albert, CIO und Managing Partner vom Assetmanager Lupus alpha, die Titel aus der zweiten Reihe wieder attraktiv. „Im Vergleich zur Situation Ende 2021, als Nebenwerte hoch bewertet waren, hat sich die Situation um 180 Grad gedreht“, erklärt Albert, der bei Lupus alpha das Small und Mid Cap Team leitet, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Jetzt ist die Zeit für Nebenwerte.“

Insbesondere Verteidigungs- und Infrastrukturwerte seien nun völlig anders zu beurteilen als im Herbst 2021, vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Damals sei zum Beispiel allein der Fondsmanager von Lupus alpha bei einer Investorenkonferenz an einem Einzelgespräch mit Rheinmetall interessiert gewesen. Inzwischen habe die Rheinmetall-Aktie, die sich seit Jahren im Smaller German Champions Fonds von Lupus alpha befinde, massiv an Wert gewonnen. Doch die Investitionen in den Verteidigungssektor setzten sich fort, zumal Europa jetzt ohne die massive Unterstützung durch Amerika in Sachen Verteidigung besonders gefordert sei.

„Deutschland kann auch anders“

„Nach der Rede von J.D. Vance auf der Münchener Sicherheitskonferenz war klar, dass dies das Ende der deutschen Schuldenbremse ist“, sagt Albert. „Nun haben wir mit einer praktisch unlimitierten Verschuldung für Verteidigung und 500 Mrd. Euro für Infrastruktur eine komplett andere Situation.“

Dass sich die Dinge derart entwickeln, hätten die globalen Anleger nicht erwartet. „Internationale Investoren reiben sich die Augen: Deutschland kann auch anders“, betont der Chief Investment Officer (CIO). „Und wir haben auch dank der geringen Verschuldung Deutschlands die Finanzpower.“ Im Gegensatz zu manchen anderen Staaten könne der deutsche Staat nämlich investieren.

Die Wirkung der Pakete für Infrastruktur und Verteidigung gehe über diese beiden Sektoren hinaus. „Geld wird das Belebungsprogramm für die deutsche Industrie werden“, prognostiziert Albert. „Und diese Gelder werden einen positiven Multiplikatoreffekt auslösen.“

Bei Robotik führend

Deutschland sei vielleicht nicht stark bei kreativen Broadway-Shows, doch verfügten wir über eine starke industrielle Basis. „Bei Panzer und Drohnen ist die deutsche Industrie gut aufgestellt“, sagt Albert. „Bei industrieller Robotik ist Deutschland führend. Gerade bei neuen Technologien im Rüstungsbereich sind wir hierzulande viel weiter, als man denkt.“

Viele Unternehmen produzierten Güter, die vielfältig einsetzbar sind, zum Beispiel nicht allein für die Autoindustrie. So bräuchten auch Panzer Motoren oder Schmierstoffe. „Etliche traditionelle Industriefirmen werden von den zusätzlichen Investitionen in die Rüstungsindustrie und in die Infrastruktur profitieren“, erklärt Albert. „Viele Small und Mid Caps sind die Gewinner dieser Zeitenwende.“

Günstige Bewertung

Was sich im Vergleich zur Situation Ende 2021 total geändert habe, sei, dass Nebenwerte inzwischen nicht mehr teuer seien. „Europäische Nebenwerte sind mit einem (forward) Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 12 günstig bewertet“, analysiert Albert. „Sie sind deutlich preiswerter als Large Caps, die ein KGV von 15 aufweisen.“

„Darüber hinaus profitieren die Small und Mid Caps auch vom deutlichen Zinsrückgang, was ihre Refinanzierung erleichtert“, erklärt der Lupus-alpha-CIO. Denn infolge der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs seien Inflation und Zinsniveau zwischenzeitlich deutlich gestiegen. Dies habe vor allem die Werte aus der zweiten Reihe belastet, die zur Finanzierung ihres Wachstums stärker als die Large Caps auf eine Finanzierung mittels Fremdkapital angewiesen seien. Jetzt habe sich auf der Zinsseite die Situation wieder entspannt.

Verstärkte Zuflüsse

Lupus alpha ist nun kein Assetmanager, der ETFs auf Nebenwerteindizes wie zum Beispiel den MDax oder den SDax begibt. Im Fokus steht aktives Management mit direkten Unternehmenskontakten und einer genauen Analyse der Chancen einzelner Titel.„Wir als aktive Manager suchen nach den Nebenwerten, die besonders von dem Aufschwung der Infrastruktur und Rüstungsindustrie profitieren“, erläutert Albert. Und da gebe es etliche interessante Titel, deren Tätigkeitsfeld in der Öffentlichkeit häufig wenig bekannt sei. Manche Unternehmen, die vorher nicht für die Verteidigungsindustrie produzierten, würden jetzt auch auf diesem Gebiet tätig werden.

Um 180 Grad gedreht hätten sich auch die Flows. „In unserem Nebenwertefonds Lupus alpha Smaller German Champions hatten wir bis Ende 2024 Abflüsse. Seit Anfang 2025 haben wir wieder Mittelzuflüsse. Und in den vergangenen Monaten haben sich die Zuflüsse verstärkt“, sagt der Lupus-alpha-CIO. „Internationale Investoren schichten nach Europa um und investieren zunehmend auch in deutsche Aktien.“