Devisenmarkt

Yen fällt auf 20-Jahres-Tief zum Greenback

Der Yen markiert erneut die tiefsten Stände seit 20 Jahren. Der Devisenmarkt ignoriert die Warnung von Finanzminister Shunichi Suzuki vor „unerwünschten Währungsschwankungen“.

Yen fällt auf 20-Jahres-Tief zum Greenback

mf Tokio

Der Yen hat am Dienstag seinen Abwärtstrend auf neue 20-Jahres-Tiefs zum Dollar fortgesetzt. Damit erreicht der Kursverfall der japanischen Währung historische Dimensionen, da sie laut Bloomberg seit Beginn der Aufzeichnungen 1971 noch nie 13 Tage in Folge gefallen ist. Für einen Dollar erhielt man noch 128,3 Yen, der Euro sackte auf 138,4 Yen ab. Seit Anfang April hat die japanische Landeswährung nun um 5% zum Dollar und Euro ab­gewertet. Der erneute Schwächeanfall war eine Reaktion auf den Vorschlag von US-Notenbanker James Bullard, die US-Leitzinsen kräftiger zu erhöhen.

Dagegen ignorierte der Devisenmarkt die Warnung von Finanz­minister Shunichi Suzuki vor „un­erwünschten Währungsschwankungen“. Die Händler reagierten auf die wachsende Renditedifferenz zwischen japanischen und US-Staatsanleihen. Die Bank of Japan be­teuert nämlich, trotz der anziehenden Inflation an ihrer ultraex­pansiven Geldpolitik festzuhalten. Währenddessen gerät die US-Notenbank unter Druck, den Leitzins schneller anzuheben. Deswegen haben offenbar viele Investoren Wetten auf einen fallenden Yen abgeschlossen.

Doch der Wind beginnt sich zu drehen. Der Gouverneur der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda, vertrat bisher die Ansicht, dass ein schwacher Yen generell positiv für die japanische Wirtschaft sei. Durch die Repatriierung ihrer Auslandserträge können die Exporteure höhere Gewinne in Yen bilanzieren. Inzwischen hebt Kuroda die negativen Aspekte hervor. Am Montag erklärte er, die jüngste Abwertung sei „ziemlich schnell“ gewesen und erschwere es den Unternehmen, Geschäftspläne zu erstellen.

Sein Schwenk hängt damit zusammen, dass Premier Fumio Kishida den schwachen Yen als Belastung seiner Partei bei der Oberhauswahl im Juli betrachtet. Erstmals seit rund zwei Jahrzehnten zieht die Inflation in Japan wegen steigender Rohöl- und Rohstoffpreise kräftig an. Der schwache Yen verteuert vor allem Nahrungsmittel zusätzlich, da Japan mehr als 60% davon aus dem Ausland importiert. Trotzdem gilt eine direkte Intervention am Devisenmarkt als unwahrscheinlich. Der bislang letzte Eingriff der Notenbank liegt mehr als elf Jahre zurück. Stattdessen will Japan bei der G20-Konferenz der Finanzminister und Notenbankchefs seine Bedenken gegen eine hohe Volatilität kommuni­zieren.