Aktienmärkte

Zoll-Moratorium beruhigt Europas Anleger nur kurz

Die Deeskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China hat den Aktienmärkten Rückenwind gegeben. Nun bleiben 90 Tage, um sich über die Details zu einigen.

Zoll-Moratorium beruhigt Europas Anleger nur kurz

Zoll-Moratorium beruhigt Europas Anleger nur kurz

Aktienindizes in China und den USA ziehen an – Logistik, Auto und Tech fester

tom Frankfurt

Die vorläufige Einigung im Zollstreit zwischen China und den USA hat den Aktienmärkten am Montag Rückenwind gegeben. Der Hang-Seng-Index in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong legte um mehr als 3% zu. Der amerikanische S&P 500 startete ebenfalls mit deutlichen Aufschlägen in den Handel. Der Dax markierte ein Allzeithoch bei 23.912 Zählern, gab seine Gewinne aber teilweise wieder ab und ging bei 23.567 Punkten (+0,3%) aus dem Handel.

China und die USA haben für die nächsten 90 Tage eine deutliche Senkung der Zölle beschlossen. Wie aus einer gemeinsamen Erklärung der beiden größten Volkswirtschaften der Welt hervorgeht, sinken die US-Zölle auf chinesische Importe auf 30%. Zuvor hatten sie bei 145% gelegen. Die Aufschläge Pekings gegen Einfuhren aus den Vereinigten Staaten werden von 125 auf 10% gesenkt. Vor den Gesprächen in Genf waren die Erwartungen an den Ausgang des Treffens zwischen den USA und China zwar hoch gewesen, eine Senkung der Zölle hatten aber selbst viele Experten nicht erwartet. Unter den zuletzt geltenden Zöllen war ein Handel zwischen beiden Ländern faktisch nicht mehr möglich, was die gesamte Weltwirtschaft belastete. US-Finanzminister Scott Bessent sagte Journalisten am Montag in Genf, beide Seiten hätten die Interessen ihrer Länder gut vertreten: „Wir haben beide ein Interesse an einem ausgewogenen Handel, die USA werden sich weiter in diese Richtung bewegen.“ „Offenkundig sind sich beide Seiten darüber einig, sich ökonomisch nicht voneinander lösen zu wollen“, kommentierte Tobias Basse, Analyst bei der Landesbank Nord/LB.

Was nach den 90 Tagen passiert, in denen die USA und China weiter verhandeln wollen, bleibt allerdings vorerst unklar. Dennoch reichte die vorläufige Einigung den Anlegern, um das Risiko eines Handelskriegs fast vollständig aus den Kursen auszupreisen. Gefragt waren besonders die Titel der Container-Reedereien Hapag-Lloyd und Maersk, die nach der Einigung um jeweils rund 12% zulegen. Begehrt waren aber auch die Aktien von Luxuskonzernen mit einem großen China-Geschäft. Der europäische Branchenindex legt um fast 4% zu. Auch Tech-Werte und Auto-Aktien profitierten von der Einigung. Schwächer zeigten sich Rüstungstitel, nachdem sich Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine konkretisieren. Auch der sichere Hafen Gold war weniger gefragt. Die Frage ist nun, ob es gelingt, in den nächsten 90 Tagen bei den Verhandlungen über Details ausreichend Fortschritte zu erzielen. Die Trump-Administration hält an ihrem Ziel einer ausgeglicheneren Handelsbilanz mit China fest.

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Artikel Seiten 7 und 13