Konjunktur

Arbeitsmarkt hält trotz Krieg weiter Kurs

Der deutsche Arbeitsmarkt trotzt im April den Folgen des Ukraine-Kriegs. Auch in der Eurozone setzt sich die Erholung fort. Allerdings mahnen Experten: Weitere Sanktionen und Lieferengpässe könnten zu einer echten Belastung werden.

Arbeitsmarkt hält trotz Krieg weiter Kurs

ast Frankfurt

Die Zahl der Arbeitslosen ist in Deutschland weiter gesunken. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) meldete in ihrem Monatsbericht für April 53000 Arbeitslose weniger als im Vormonat. Der deutsche Arbeitsmarkt trotzt somit nach wie vor den Folgen des Ukraine-Krieges und profitiert von der traditionellen Frühjahrsbelebung. Im gemeinsamen Währungsraum ging es derweil ebenfalls bergauf, wie die am Dienstag vom europäischen Statistikamt Eurostat veröffentlichten März-Zahlen zeigen.

„Mit der Frühjahrsbelebung und den Lockerungen der Corona-Maßnahmen setzt sich die Erholung am Arbeitsmarkt fort“, erklärte BA-Chef Detlef Scheele die Entwicklung. Die Arbeitslosenquote sank von März auf April um 0,1 Prozentpunkte und liegt nun bei 5,0%. Zugleich übertraf die Zahl der Erwerbstätigen erstmals wieder das Niveau von vor der Coronakrise. 45,2 Millionen Menschen in Deutschland hatten einen Job, wie Destatis mitteilte.

Trotz der guten Daten schränkte der BA-Chef ein: „Allerdings wird die Entwicklung durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine gebremst.“ Der Ausblick auf die nächsten Monate sei aufgrund des Kriegs mit deutlich größerer Unsicherheit verbunden als in der Vergangenheit. Es sei aber dennoch möglich, dass sich die Erholung fortsetze. Voraussetzung sei, dass der Krieg nicht noch weiter eskaliere und die Wirtschaft nicht „noch umfassender“ durch Preis­steigerungen, Lieferschwierigkeiten oder einen Gaslieferstopp beeinträchtigt werde. „Bei der Frage des Gasembargos würde ich sagen: Ich würde es lieber nicht ausprobieren wollen. Denn wenn es dann da ist, kann man es nicht mehr zurückholen“, mahnte Scheele. Zuletzt hatten auch immer mehr Ökonomen ge­warnt, ein Gasembargo könne Deutschland in eine Rezession stürzen. Auf EU-Ebene wird derzeit im Rahmen eines sechsten Sanktionspakets über ein Ölembargo diskutiert.

Die Kurzarbeit nahm der BA zufolge weiter ab: So wurde für 120000 Arbeiter Kurzarbeitergeld angemeldet – nach 152000 im März. Die tatsächliche Inanspruchnahme kann von den Meldungen allerdings deutlich abweichen. Nach vorläufigen hochgerechneten Daten erhielten im Februar 723000 Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld. „Damit war sowohl die Inanspruchnahme von konjunktureller Kurzarbeit als auch die Zahl der Personen, für die Kurzarbeit angezeigt wurde, zuletzt rückläufig“, heißt es im Bericht.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) rechnet wie die BA aber prinzipiell mit einer Zunahme der Kurzarbeit. Die Kurzarbeit werde nun auch eingesetzt, um die Kriegsfolgen und die unterbrochenen Lieferketten „ein Stück weit“ aufzufangen, so der Minister. Die Entwicklung des Arbeitsmarkts hängt Ökonomen zufolge auch von dem weiteren Infektionsgeschehen und der Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine ab. Allerdings sieht BA-Chef Scheele hier wenige Stolpersteine. Es gehe letztlich nur um bis zu 270000 Menschen im erwerbsfähigen Alter: „Das sind keine Zahlen, die der deutsche Arbeitsmarkt nicht verkraften kann.“

Euro-Jobmarkt im Aufwind

Der Arbeitsmarkt der Eurozone zeigte sich im März ebenfalls noch unbeeindruckt vom russischen Angriff auf die Ukraine. Die Frühjahrsbelebung ließ die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zu Februar um 76000 sinken. Im Vorjahresvergleich steht ein Minus von 1,931 Millionen Arbeitslosen zu Buche. Die Arbeitslosenquote sank auf 6,8%. Die niedrigsten Arbeitslosenquoten gemäß der europäischen Berechnungsweise hatten Tschechien (2,3%) und Deutschland (2,9%). Die höchste Quote wies erneut Spanien aus (13,5%).