Konjunktur

Arbeitsmarkt zeigt erste Bremsspuren

Der deutsche Arbeitsmarkt bleibt auch im November weitgehend robust. Allerdings zeigen sich erste Bremsspuren. Und auch am Ausbildungsmarkt ist keine Entspannung in Sicht.

Arbeitsmarkt zeigt erste Bremsspuren

ast Frankfurt

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im November gegenüber dem Vormonat leicht gesunken. Die übliche Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt fällt allerdings schwächer aus als üblich. Das geht aus dem aktuellen Monatsbericht der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor. Saisonbereinigt nahm die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 117000 Personen zu. Auch am Arbeitsmarkt zeigen sich somit erste Spuren der anhaltenden Krisen. Saisonbereinigt lag die Arbeitslosenquote im November bei 5,3% und damit um 0,2 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. „Insgesamt ist der Arbeitsmarkt stabil“, sagte BA-Vorstand Daniel Terzenbach in Nürnberg. „Zwar sind Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung saisonbereinigt erneut gestiegen und Kurzarbeit nimmt wieder zu, die Beschäftigung wächst aber deutlich.“

Die Unterbeschäftigung, die zu­sätzlich zur Arbeitslosigkeit auch Veränderungen in der Arbeitsmarktpolitik und kurzfristige Arbeitsunfähigkeit berücksichtigt, ist gegenüber dem Vormonat (saisonbereinigt) um 27000 Personen und damit deutlich gestiegen. Die Statistiker führen dies überwiegend auf die zunehmende Teilnahme ukrainischer Geflüchteter an Integrationskursen zurück. Mit Blick auf das neue Jahr erhofft sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) Verbesserungen auch für Langzeitarbeitlose. „Auch die Aus- und Weiterbildung wird durch das Bürgergeld gestärkt“, sagte Heil. Das sei wichtig, da rund zwei Drittel dieser Gruppe keinen Abschluss hätten.

Spürbar werden die zunehmenden Sorgen vor einer Rezession bei der Arbeitskräftenachfrage. Diese liegt laut BA zwar weiterhin auf hohem Niveau, hat sich im November aber merklich abgeschwächt. Laut Behörde waren 823000 offene Arbeitsstellen bei der BA gemeldet und damit 15000 mehr als vor einem Jahr. Saisonbereinigt verringerte sich der Bestand gegenüber Oktober allerdings um 7000.

Die Sorge vor einem Konjunkturabschwung zeigt sich auch bei der Kurzarbeit. Laut den jüngsten Daten für September verdoppelte sich die Inanspruchnahme von konjunkturellem Kurzarbeitergeld auf 157000 Beschäftigte. Die Behörde veröffentlicht die Daten zur Kurzarbeit mit Verzögerung, da die Unternehmen die Auszahlung von Kurzarbeitergeld zwar beantragen, die tatsächliche Inanspruchnahme von den Anzeigen jedoch deutlich abweichen kann.

Trotz der erwarteten Winterrezession ist die Zahl der Erwerbstätigen im Oktober auf einen neuen Rekord gestiegen: Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch meldete, gingen demnach 45,7 Millionen Menschen einer Arbeit nach – so viele wie noch nie.

Schwierig bleibt die Lage am Ausbildungsmarkt. Das neue Beratungsjahr, das statistisch am 1. Oktober begonnen hat, zeigt bislang eine ähnliche Entwicklung wie das vergangene. Während die gemeldeten Ausbildungsstellen im Vorjahresvergleich weiter zugenommen haben (+7% gegenüber dem Vorjahreszeitraum), ist die Zahl der gemeldeten Bewerber gesunken (−7%). Wie die Behörde in ihrem Bericht für November schreibt, sei der Ausbildungsmarkt im November allerdings noch sehr volatil. Daher erlaubten die Daten nur eine vorläufige Einschätzung.

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