US-Industrie

Auftragslage der US-Industrie nur auf ersten Blick schwach

Ein tiefer Einbruch bei den Auftragseingängen für Linienmaschinen hat im Januar die US-Industrie belastet. Dennoch sind die Hersteller langlebiger Güter insgesamt in solider Verfassung. Unterdessen ist der Häusermarkt überraschend stark ins neue Jahr gestartet.

Auftragslage der US-Industrie nur auf ersten Blick schwach

det Washington

Die Auftragsschwäche bei Herstellern von Zivilflugzeugen hat zum Jahresauftakt die US-Industrie belastet und zu einem Rückgang der Bestellungen für langlebige Güter geführt. Wie das US-Handelsministerium berichtete, gaben die Aufträge im Januar im Vormonatsvergleich saisonbereinigt um 4,5% nach. Im Dezember hatte es noch einen Anstieg um 5,1% gegeben.

Die Neuaufträge signalisieren jedoch nur auf den ersten Blick eine Schwäche. Ohne die Berücksichtigung der Transportkomponente – bei der ein Minus von 13,3% gemessen wurde – präsentiert sich die Auftragslage der US-Industrie nämlich in robuster Verfassung. An der Kernrate gemessen, die Transportgüter ausklammert, legten die Bestellungen um 0,7% zu. Regionale Schwäche signalisierte hingegen der Bericht der Federal Reserve Bank von Dallas für das verarbeitende Gewerbe im Staat Texas. Dieser rutschte im Februar von −8,4 auf −13,5 Punkte und spiegelte zum ersten Mal seit Mai 2020 einen Produktionsrückgang wider.

Unterdessen sorgte ein kräftiger Anstieg der schwebenden Eigenheimverkäufe für eine angenehme Überraschung. Wie die Maklervereinigung National Association of Realtors (NAR) meldete, legte die Zahl der Kaufverträge, die noch nicht zum Abschluss gebracht wurden, im Januar das zweite Mal in Folge zu – und zwar um 8,1%. Erwartet hatten Ökonomen einen Anstieg um 1,0%. Käufer hätten darauf reagiert, „dass Immobilien im Dezember und Januar als Folge fallender Hypothekenzinsen erschwinglicher wurden“, sagte Lawrence Yun, Chefvolkswirt bei der NAR.

Obwohl mit weiteren Leitzinserhöhungen durch die US-Notenbank gerechnet wird, prognostiziert der Verband sowohl im laufenden Jahr als auch 2024 einen Rückgang der Zinsen für Hypothekarkredite mit 30-jähriger Laufzeit. Da die Finanzierungskosten aber derzeit vergleichsweise hoch sind, erwartet Yun 2023 einen Rückgang der Verkäufe bestehender Immobilien um 11,1%. Im kommenden Jahr sei dann mit einem Anstieg um mehr als 17% zu rechnen.

Zu den Aussichten für die Inflation äußerte sich am Montag Philip Jefferson, Vorstandsmitglied bei der US-Notenbank­. In einer Rede am Harvard College betonte Jefferson, dass er weiter auf die Erreichung des Inflationsziels von 2% hinwirken will. Eine Anhebung der Zielgröße lehnte er mit der Begründung ab, dass dies „der Glaubwürdigkeit der Fed schaden würde“. Der Nationalökonom betonte, dass gerade bei Dienstleistungen die Kerninflation weiterhin hoch sei. Gleichwohl sei mittlerweile bei Löhnen und Arbeitskosten „eine Entschleunigung“ zu beobachten, so der Fed-Gouverneur.