Jobmarkt

Boomender Arbeitsmarkt erhält Dämpfer

Die deutschen Unternehmen wollen derzeit eher Personal halten als neu einstellen. Die Beschäftigungsaussichten bleiben aber gut, zeigen zwei Frühbarometer.

Boomender Arbeitsmarkt erhält Dämpfer

ba Frankfurt

Die Unternehmen in Deutschland halten sich zwar im September bei Einstellungen zurück, doch sind die Beschäftigungsaussichten weiter gut. Dies zeigen die Frühbarometer des Ifo-Instituts und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für den Jobmarkt.

Das Ifo-Beschäftigungsbarometer fiel um 1,4 auf 99,5 Punkte und signalisiert eine rückläufige Einstellungsbereitschaft der Unternehmen. Als Ausnahme erwiesen sich laut Ifo die Dienstleister – insbesondere im IT-Sektor sowie die Rechts- und Steuerberatung suchen neue Mitarbeiter. Die Unternehmen würden sich wegen der Rezession und des Fachkräftemangels darauf konzentrieren, ihre Mitarbeiter zu halten, erklärte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sank um 0,8 auf 100,4 Punkte. Dies ist der niedrigste Stand seit Dezember 2020. „Arbeitskräftemangel trifft auf Energiekrise“, sagte IAB-Experte Enzo Weber. „Der boomende Arbeitsmarkt bekommt einen Dämpfer.“ Die Beschäftigung werde weiter wachsen, wenn auch in langsamerem Tempo. Und obwohl die Fluchtzuwanderung kurzfristig die Arbeitslosigkeit erhöht habe, gebe es „für die Zukunft aber zusätzliches Beschäftigungspotenzial“.

Für die vom European Labour Market Barometer erfassten europäischen Länder insgesamt gelte ebenso wie für Deutschland, dass eine eher positive Beschäftigungsentwicklung bei gleichzeitig ansteigender Arbeitslosigkeit erwartet wird. Laut IAB ist das Barometer um 0,9 Punkte gesunken und liegt nun genau auf der neu­tralen Marke von 100 Punkten. In allen teilnehmenden osteuropäischen Ländern steht das Barometer allerdings deutlich schlechter – „hier sind die Kriegswirkungen besonders spürbar“, hieß es beim IAB.

Das gewerkschaftsnahe IMK-Institut erwartet, dass der Jobmarkt hierzulande trotz der erwarteten Rezession stabil bleibt – nicht zuletzt wegen der Kurzarbeit. Erwartet wird eine Arbeitslosenquote von 5,3% in diesem und von 5,8% im kommenden Jahr. Im September, über den die Bundesagentur für Arbeit an diesem Freitag berichtet, sollte laut Bankvolkswirten die Quote bei 5,5% stagnieren. Für die deutsche Wirtschaft ist das IMK allerdings nicht so positiv gestimmt: Die Wachstumsprognose für 2022 stutzten die Forscher um 0,3 Prozentpunkte auf +1,6% und für 2023 um 3,6 Punkte auf −1,0%.

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