China und USA fahren extreme Strafzölle zurück
Entspannung im Zolldrama
China und USA fahren Strafzölle für 90 Tage stark zurück – Neue Gespräche in Vorbereitung
Zwischen den Streithähnen China und USA hat sich die Lage deutlich entspannt. Im Zuge von mehrtägigen Handelsgesprächen kommt es zu einer Vereinbarung, mit der gegenseitige Strafzölle stark verringert werden. Dem heftigen Schlagabtausch soll nun ein geordneter Dialog auf dem Weg zu bilateralen Vereinbarungen folgen.
nh Schanghai
Im erbitterten Handelsstreit zwischen China und den USA ist ein wesentlicher Durchbruch erfolgt. Nach zweitägigen Handelsgesprächen kommt es zu einer Einigung mit einer vorübergehenden Senkung der im April auf ein extremes Niveau hochgefahrenen Strafzölle. Die von den USA erhobenen Zusatzzölle für chinesische Importwaren gehen für einen Zeitraum von 90 Tagen von 145 auf 30% zurück. Parallel dazu sinken Chinas Gegenzölle ab dem 14. März von 125 auf nur noch 10%.
Fentanyl macht den Unterschied
Die Differenz zwischen diesen Raten erklärt sich aus Anfang des Jahres verhängten US-Strafzöllen von 20%. Sie werden mit unzureichenden chinesischen Maßnahmen zur Unterbindung der Herstellung der in den USA stark konsumierten Droge Fentanyl begründet. China hatte darauf nur mit verhaltenen Gegenmaßnahmen reagiert. Danach wurde China im Vergleich zu anderen Ländern mit höheren „reziproken“ Zöllen von 34% und weiteren Folgestrafen auf Gegenreaktionen belegt. Neben „Fentanyl-Zöllen“ verbleiben nun noch reziproke Tarife von 10%, die seit April fast allen US-Handelspartnern abgefordert werden.
Freundlichere Prognose
Die an den Märkten stark begrüßte Einigung bedeutet eine wesentliche Entschärfung eines Konflikts mit potenziell hochdestruktiven wirtschaftlichen Folgeschäden für beide Länder. In den USA stehen Gefahren eines Inflationsschubs durch die Verteuerung nicht substituierbarer Konsumgüter im Vordergrund. Im Falle Chinas würde ein abgewürgter US-Handel der Exportwirtschaft gewaltig zusetzen und könnte einen Rückgang des Wirtschaftswachstums von bis zu zwei Prozentpunkten nach sich ziehen. Mit dem vorläufigen Kompromiss dürften die Chancen für das Erreichen des diesjährigen Wachstumsziels von 5% deutlich ansteigen. Unter dem Eindruck des Zollstreits waren die Prognosen von China-Ökonomen für die diesjährige Expansion des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf bis zu 3,5% zurückgenommen worden und dürften nun wieder angehoben werden.
Regelmäßige Konsultationen
Nach dem erratischen Schlagabtausch mit immer neuen Zollstraferhöhungen und bissigen verbalen Gefechten in den vergangenen Wochen soll nun eine konstruktivere Grundlage für die Lösung von bilateralen Dissonanzen gefunden werden. Chinas Vizepremier und Chefunterhändler im US-Konflikt, He Lifeng, hob am Montag einen neuen Konsultationsmechanismus für bilaterale Verhandlungen hervor. Dies erlaube es, Differenzen im gleichberechtigten Dialog anzugehen. Dabei sollen in den kommenden Monaten regelmäßige Treffen sowohl in den USA als auch in China stattfinden.
Handelsüberschuss bleibt Thema
Von US-Seite unterstrich Finanzminister Scott Bessent, dass die USA keine Entkoppelung von China anstrebe. Der an den Gesprächen beteiligte US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer betonte, dass sich die Differenzen kleiner darstellten als von vielen gedacht. Es gehe aber weiter darum, dafür zu sorgen, Amerikas massive Handelsdefizite zu reduzieren. Dabei spielen Chinas massive Handelsüberschüsse im Warenverkehr mit den USA von mehr als 400 Mrd. Dollar im vergangenen Jahr eine wesentliche Rolle.