Handelskonflikt China-USA

China und USA streben nach erweitertem Strafzoll-Frieden

Bei zweitägigen Handelsgesprächen in Stockholm wollen China und USA im Frühjahr erzielte Kompromisse weiter festigen. Eine Verlängerung des Waffenstillstands bei den Strafzöllen wird fest erwartet. Ein umfassenderer handelspolitischer Deal ist jedoch nicht in Sicht.

China und USA streben nach erweitertem Strafzoll-Frieden

China und USA streben nach erweitertem Strafzoll-Frieden

Gespräche in Stockholm – Geringe Chance auf Langfrist-Deal

nh Schanghai

In Stockholm treffen sich die Top-Handelsvertreter Chinas und der USA in einer dritten Verhandlungsrunde zur Beilegung des Handelskonflikts der beiden führenden Wirtschaftsnationen. Im Mittelpunkt der Gespräche steht die Aufrechterhaltung und Verlängerung des im Mai in Genf erzielten bilateralen Kompromisses. Mit diesem waren zuvor drastisch aufgeschaukelte Strafzollraten auf ein verträglicheres Maß zurückgeschraubt worden. Die mit dem Genfer Akkord erzielte Strafzollpause ist eine vorläufige und endet formell am 12. August. Entsprechend gilt es nun, ein längerfristiges Arrangement zu erwirken.

Abgekühlter Konflikt

Die Streithähne haben aus der Eskalationsphase nach dem „Liberation Day“ Anfang April, mit dem US-Präsident Donald Trump gegenüber praktisch allen US-Handelspartnern reziproke Zölle verhängte, mühsam wieder herausgefunden. Einen wesentlichen Beitrag zur Abkühlung des Handelskonfliktes leisten bei der zweiten Verhandlungsrunde im Juni in London erzielte Kompromisse zu nicht-tarifären Handelshemmnissen. Dabei wurden von US-Seite Restriktionen zum Export von Chiptechnologie gelockert. China wiederum hat die aus drastisch verschärften Exportkontrollen resultierenden Engpässe bei der Belieferung von westlichen Ländern mit kritischen Mineralien und Seltenen Erden gelindert.

Neuer Rollover in Sicht

Handelsexperten gehen davon aus, dass die Stockholmer Gespräche keine neuen Brennpunkte aufbringen, die zu einem Wiederaufstocken von Zollstrafen führen könnten. Gleichzeitig wird aber auch nicht mit einem wesentlichen Durchbruch gerechnet, der auf eine dauerhafte Ermäßigung der Tarife hinausläuft. Vielmehr gehen die Erwartungen dahin, dass sich beide Seiten zunächst auf einen „Rollover“ einigen. Damit würde Zollfrieden zu jetzigen Tarifraten lediglich um weitere drei Monate bis Ende Oktober verlängert.

Hohe effektive Belastung

Im Mai waren Zusatzzölle für Chinas US-Exporte von 145% auf 30% zurückgenommen worden. Damit verbindet sich noch immer eine hohe Belastung für die Exportwirtschaft, zumal in Trumps erster Amtsperiode aufgestockte Tarife weiter Bestand haben. Analysten zufolge werden chinesische Waren bei der Ausfuhr nach Amerika im Durchschnitt effektiv mit Zöllen von 51% belegt. Chinas Außenhandelsdynamik leidet zwar unter einem fühlbaren Rückgang der US-Exporte, jedoch haben stark erhöhte Ausfuhren im südostasiatischen Raum und auch bessere Geschäfte mit EU-Ländern kompensierend gewirkt.

Knackpunkt Fentanyl

Chinas kategorische Gegenzölle auf US-Waren wurden im Mai von 125% auf nur noch 10% zurückgeführt. Doch gelten erhöhte Tarife für Rohstoffe wie Erdöl und Flüssiggas sowie Agrarprodukte und Landmaschinen weiter. Die Differenz zum 30-prozentigen Aufschlag der Amerikaner erklärt sich aus den bereits zu Jahresanfang verhängten US-Strafzöllen von 20%. Darauf hatte China nicht eigens geantwortet. Washington begründete die Zölle damals mit den aus seiner Sicht unzureichenden chinesischen Maßnahmen zur Unterbindung der Herstellung der in den USA stark konsumierten Droge Fentanyl.

Zuletzt hatte Trump jedoch davon gesprochen, dass die chinesische Seite Fortschritte bei der Kooperation in der Fentanyl-Thematik mache. Allerdings gilt es als unwahrscheinlich, dass die US-Seite den Fentanyl-Zollaufschlag bereits nach dieser Verhandlungsrunde reduzieren oder ganz wegfallen lassen wird.