China-Konjunktur

Chinas Deflationssorgen sind ungebrochen

China steckt in einem Deflationsszenario fest. Die Verbraucherpreise sind im April den dritten Monat in Folge gesunken. Die Erzeugerpreise könnten durch den erschwerten Export noch weiter unter Druck geraten.

Chinas Deflationssorgen sind ungebrochen

Chinas Deflationssorgen halten unvermindert an  

Konsumpreise leicht im Minus – Erzeugerpreise unter Druck

nh Schanghai

Chinas neue Preisdaten für den April lassen keine Besserung des Deflationstrends als ein wesentlicher konjunktureller Sorgenfaktor erkennen. Bei den Verbraucherpreisen wird zum dritten Monat in Folge die Nulllinie unterschritten. Im April glitt der Konsumpreisindex um 0,1% gegenüber dem Vorjahresmonat ab. Dies entspricht der Konsensschätzung der Analysten. Auch im März hatte man ein Minus von 0,1% gesehen, davor im Februar kam es zu einem kräftigeren Rückschritt um 0,7%, wobei saisonale Faktoren im Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest eine Rolle spielten.

Schleppende Nachfrage

Der zähe Preistrend steht in einem engen Zusammenhang mit Chinas schleppender Binnennachfrage und dürfte trotz laufender Konsumanregungsbemühungen in den kommenden Monaten nicht entscheidend durchbrochen werden. Die um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Kerninflationsrate verhält sich mit einem unveränderten Plus von 0,5% im April weiterhin anämisch.

Auf Ebene der Erzeugerpreise, die bereits seit dem Herbst 2022 Monat für Monat nach unten zeigen, zeichnet sich keinerlei Entlastung ab. Im April fiel der Produzentenpreisindex im Rahmen der Erwartungen um 2,7% gegenüber Vorjahresmonat zurück. Nach Rückschritten von 2,5 und 2,1% in den beiden vorangegangenen Monaten hat sich der Negativtrend damit sogar leicht verschärft.

Zollsenkung hilft bedingt

Die Experten rechnen im Zuge des Handelskonflikts mit den USA mit kontinuierlichem Druck auf Chinas Erzeugerpreise. Immerhin haben beide Seiten nach ersten bilateralen Gesprächen vom Wochenende die Tarife für eine Übergangszeit von drei Monaten deutlich abgesenkt. Sie hatten sich im April auf extreme Höhen von bis zu 145% hochgeschaukelt. Aber auch bei reduzierten US-Strafzöllen von vorläufig 30% steht Chinas Exportindustrie vor härteren Zeiten.

Preiskämpfe halten an

Vor allem kleinere Privatunternehmen stehen unter enormem Druck und sehen sich in anhaltende Preiskämpfe zur Wahrung von Marktanteilen verstrickt. Angesichts kompromittierter Exportkanäle bei latenter Überproduktion muss in den kommenden Quartalen mit einem verschärften Abwärtstrend bei den Erzeugerpreisen gerechnet werden.

E-Commerce reagiert

Chinas führende E-Commerce-Betreiber wie Alibaba, JD.com und Pinduoduo haben Maßnahmen versprochen, um bislang überwiegend für den Export produzierte Konsumgüter stärker auf heimische Absatzkanäle umzuleiten. Das soll Privatfirmen willkommene Unterstützung bieten und negative Beschäftigungseffekte lindern. Angesichts des insgesamt sehr schwachen Verbraucherklimas könnte eine solche Angebotssteigerung noch stärkeren Anpassungsdruck nach unten bei den Verbraucherpreisen bedingen.

nh Schanghai
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