Chinas Exportkräfte lassen kaum nach
Chinas Exportkräfte lassen kaum nach
Strafzölle belasten US-Warenverkehr – Aber Kompensation durch flotteres Tempo in Asien
nh Schanghai
Trotz drastisch erhöhter Strafzölle im Warenverkehr mit den USA zeigt sich Chinas Exportmaschinerie vom handelspolitischen Konflikt nur mäßig gebremst. Im April haben Chinas gesamte Ausfuhren – in Dollar gerechnet – unerwartet kräftig um 8,1% gegenüber dem Vorjahresmonat zugelegt. Nach gut 12% Plus im März bedeutet dies zwar eine gewisse Entschleunigung, doch zeigt sich Chinas Außenhandelsdynamik widerstandsfähiger als von Ökonomen befürchtet. Auf der Importseite gilt ein leichter Rückgang um 0,2% als positive Überraschung. Hier hatten die Analysten mit einem Minus von 6% gerechnet.

Knick beim US-Export
Der im April eskalierte Handelsstreit hat zu einer Strafzollrate von 145% auf sämtliche US-Exporte Chinas geführt. Peking antwortet mit Gegenzöllen von 125%. Dies hat sich im bilateralen Warenaustausch bereits stark bemerkbar gemacht. Die neuen Daten der Pekinger Zollverwaltung vom Freitag zeigen einen Rückgang der chinesischen Ausfuhren in die USA um 21%. Die Einfuhr von US-Gütern nach China fiel um knapp 14% gegenüber dem Vorjahr. Hier fallen jäh gestoppte Lieferungen von Rohstoffen und Agrarprodukten ins Gewicht.
Ausweichmanöver
Chinas Exportindustrie gelingt es zunächst, den ersten Rückschlag im US-Handel mit flotterem Tempo im asiatischen Raum weitgehend zu kompensieren. Besonders auffällig ist ein sprunghafter Anstieg der Exporte um mehr als 20% in Richtung der südostasiatischen Asean-Staaten sowie Indien. Außerdem zeigen die Ausfuhren in die EU mit einem Plus von zuletzt 8% weiter aufwärts. Eine Reihe von asiatischen Ländern, die gegenwärtig nur mit US-seitigen Zollaufschlägen von 10% belastet werden, berichten über stark gestiegene Ausfuhren nach Amerika. Dies lässt insbesondere im Falle von Vietnam darauf schließen, dass es chinesischen Exporteuren vorläufig gelingt, auf Umwegen ihr US-Geschäft am Laufen zu halten.
Stimmungseintrübung
Analysten verweisen darauf, dass der scharfe Rückgang von US-Aufträgen für Lieferungen aus China in den April-Daten noch gar nicht voll reflektiert ist. Bei Aufrechterhaltung der extremen US-Zollraten dürften in den kommenden Monaten härtere Einschnitte sichtbar werden. Zuletzt hatten die chinesischen Einkaufsmanagerindizes für April besonders kräftige Rückgänge bei neuen Exportorders und eine entsprechende Stimmungseintrübung im verarbeitenden Gewerbe vorweggenommen.
Wechselkurs bringt Entlastung
Auf der Plusseite jedoch spüren Chinas Exporteure einige Entlastung an der Wechselkursfront. Hier kommt es zum Zusammenspiel einer Schwächung des Dollar gegenüber fast allen Währungen, während der Yuan selber auch im Verhältnis zum Dollar weiter einbüßte. Im handelsgewichteten Yuan-Wechselkursindex manifestiert sich ein recht deutlicher Abwertungseffekt, der den Strafzoll-Schock abfedern hilft. Nun richten sich die Hoffnungen darauf, dass erste Handelsgespräche zwischen hochrangigen Vertretern beider Seiten eine Deeskalation mit der Verständigung auf deutlich niedrigere Strafzollsätze bringen.