Chinas Exportwirtschaft muss weitere Abkühlung befürchten
Chinas Exportwirtschaft muss zusätzliche Abkühlung befürchten
Chinas Exportwirtschaft droht in den kommenden Monaten deutlicher an Schwung zu verlieren. Die am Montag verbreiteten Außenhandelsdaten für den Monat August geben einen ersten Vorgeschmack. Zuletzt stiegen die Ausfuhren des Exportweltmeisters noch um 4,4% gegenüber Vorjahresmonat. Das bedeutet die schwächste Zuwachsrate seit sechs Monaten und einen deutlichen Tempoverlust im Vergleich zum Juli-Wert mit einem Plus von 7,3%. Die Konsensschätzung der Analysten hatte für August einen Anstieg um 5,5% vorhergesagt.
Vorzieheffekt verblasst
Die Entschleunigung kommt nicht überraschend, weil die von Washington verhängten Strafzölle auf chinesische Warenausfuhren in die USA mit einem Mindestaufschlag von 35% einige Monate nach der Verkündung das US-Geschäft nun immer deutlicher beeinträchtigen. Zuvor hatten Vorzieheffekte mit beschleunigten Lieferungen in Erwartung von Strafzöllen einen stärkeren Einbruch der Exportvolumina verhindert.
Asean-Geschäft brummt
China gelingt es bislang allerdings, die negativen Auswirkungen des Handelskonflikts mit den USA durch höhere Ausfuhren in südostasiatische Länder wie beispielsweise Vietnam und Thailand, sowie dem EU-Raum weitgehend zu kompensieren. Im August hat sich die Schere noch vergrößert. Die Exporte Richtung USA fielen diesmal im Vorjahresvergleich um ein Drittel zurück. Demgegenüber kletterte der Warenwert der chinesischen Lieferungen an die insgesamt zehn südostasiatischen Staaten des Asean-Verbunds um 23%. Der Handel mit afrikanischen Ländern zog besonders kräftig um 26% an. Auch der Export in die EU läuft mit einem Zuwachs von 10% im August auf weiterhin hohen Touren.
Heftiger Preissenkungsdruck
Chinas Exportwirtschaft, die von einer Vielzahl kleinerer Privatfirmen getragen wird, leidet dennoch beträchtlich unter den neuen handelspolitischen Gegebenheiten in Donald Trumps zweiter Amtszeit. Sowohl das US-Strafzollregime, als auch Versuche neue Geschäfte in anderen Regionen anzubahnen, verbinden sich mit Preissenkungszwängen und verschärften Wettbewerbsbedingungen. Bei zahlreichen Firmen resultieren deutlich gesteigerte Exportvolumina in sinkenden Gewinnen. Im Zuge einer anhaltenden Deflation bei den Erzeugerpreisen stehen Chinas Industriegewinne grundsätzlich unter Druck und sind im bisherigen Jahresverlauf um etwa 2% gegenüber Vorjahr geschrumpft.
Weniger Neuaufträge
Nach der Abkühlung im August rechnen China-Ökonomen für die kommenden Monate angesichts nachlassender globaler Nachfrage mit einem weiter reduzierten Wachstumstempo bei Chinas Exporten. Zuletzt hatten die chinesischen Einkaufsmanagerdaten für August ein auffällig tiefes Niveau bei den Teilindizes für neue Exportaufträge erkennen lassen.
Gewaltiger Überschuss
Angesichts eines eher schleppenden Wachstums der Einfuhren als Spiegelbild einer insgesamt schwachen Binnennachfrage steuert China auf einen rekordhohen Handelsüberschuss mit dem Rest der Welt zu. Nach acht Monaten des Jahres liegt er bei 785 Mrd. Dollar, ein Anstieg von rund 30% im Vergleich zur Vorjahresperiode. Analysten rechnen mit nun mit einem Saldo für das Gesamtjahr von etwa 1,2 Bill. Dollar. Im bisherigen Jahresverlauf sind die chinesischen Importe lediglich um 2% gegenüber Vorjahr gewachsen. Auch zuletzt im August sah man nur einen geringfügigen Anstieg um 1,3%.