Einfamilienhäuser stehen hoch im Kurs
Einfamilienhäuser stehen hoch im Kurs
Einzige Gebäudeart mit steigenden Baugenehmigungen
ba Frankfurt
Das deutsche Baugewerbe hat den von der Bundesregierung avisierten Bauturbo dringend nötig, wie die erneut rückläufigen Wohnungsbaugenehmigungen im Mai zeigen. Denn die Wohnraumnachfrage steigt dazu überproportional, vor allem in Städten und Ballungsgebieten. Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) bringt daher im „Politico Berlin Playbook“-Podcast bereits öfter aufgekommene, aber kaum umgesetzte Lösungsvorschläge aufs Tapet: Neuer Wohnraum in ungenutzten Gewerbeimmobilien, auf den Dächern eingeschossiger Supermärkte oder in aufzustockenden Reihenhäusern. Dabei wurden von Januar bis Mai allein bei Einfamilienhäusern mehr Baugenehmigungen als im Vorjahreszeitraum erteilt: „Der positive Trend hält bereits seit Dezember 2024 an“, betonte das Statistische Bundesamt (Destatis).
Baukosten bremsen
Im Mai fielen die Wohnungsbaugenehmigungen um 5,3% auf 16.800 Einheiten zurück. Ein ähnlich niedriges Niveau gab es zuletzt 2012, kommentiert Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie. Mit dem Anstieg der Wohnungsbaugenehmigungen in den ersten fünf Monaten des Jahres um 1,9% zum Vorjahreszeitraum auf 90.700 scheine „auf den ersten Blick der Tiefpunkt der Baugenehmigungszahlen von 2024 zwar langsam überschritten zu sein, aber eine heute genehmigte Wohnung ist noch lange nicht gebaut“. Vor allem die hohen Material-, Energie- und Lohnkosten bremsen das Baugeschehen. In der Einkaufsmanagerumfrage von Juni zeigt sich steigender Preisdruck: Die Inflationsrate der Einkaufspreise kletterte auf den höchsten Stand seit 28 Monaten. Dass der Mindestlohn ab Januar 2026 auf 13,90 steigt, birgt neuen Verdruss. Und die erhoffte Entspannung durch die Zinssenkungen der EZB, die für bessere Finanzierungskonditionen sorgen könnten, lässt auf sich warten.

Vor allem private Bauherren würden angesichts der schwer kalkulierbaren Baukosten, Zinsen und Förderbedingungen zögern, analysiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe. Dabei werden rund 70% aller Neubauten von privaten Bauherren beauftragt. Im Mai wurden 4,8% weniger Wohnungen in neu zu errichtenden Wohngebäuden genehmigt als im Vorjahr. Von Januar bis Mai hingegen ergibt sich ein Plus von 3,3% zum Vorjahreszeitraum. Während die Baugenehmigungen für neu zu errichtende Einfamilienhäuser um 14,3% stiegen, sanken sie bei Zweifamilienhäusern sowie Mehrfamilienhäusern – der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart – um 7,9% bzw. 1,6%.
Stimmung bei Unternehmen verbessert sich
Trotz der anhaltend unbefriedigenden Auftragslage hat sich die Stimmung im Wohnungsbau im Juni merklich aufgehellt. Der Ifo Geschäftsklimaindex stieg von –31,4 auf –25,2 Punkte und damit den höchsten Wert seit September 2022. Sowohl die Erwartungs- als auch die Lagekomponente legten leicht zu. „Die Unternehmen im Wohnungsbau schöpfen weiter vorsichtig Hoffnung“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. „Die Stimmung steigt – doch der Weg zurück zur Normalität ist noch lang.“ Dass der Anteil der Firmen mit Auftragsmangel von 51,0 auf 47,9% sank, bezeichnet das Ifo als gute Nachricht, nachdem die Quote anderthalb Jahre fast durchgängig über 50% lag. Allerdings gab es wieder mehr Stornierungen. „Die Richtung stimmt, aber der Wohnungsbau braucht mehr als Ankündigungen“, so Wohlrabe. „Nur wenn der Wohnungsbau-Turbo auch wirklich zündet, kann sich die Erholung verstetigen.“ Auch bei den Finanzierungskosten für Wohnraum gebe es noch Spielraum nach unten, gerade nach den Leitzinssenkungen.