Erzeugerpreise steigen langsamer
mpi Frankfurt
Der Anstieg der Erzeugerpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat schwächt sich langsam ab. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mitteilte, verteuerte sich die Herstellung von gewerblichen Produkten im vergangenen Monat um 32,7% im Vergleich zum Juni 2021. Damit gibt es erstmals seit Dezember keinen neuen Rekordanstieg mit Blick auf die Entwicklung der vergangenen zwölf Monate. Im Vormonat hatten die Erzeugerpreise im Jahresvergleich noch um 33,6% zugelegt. Im Vergleich zum Mai stiegen die Erzeugerpreise um 0,6%. Dies ist deutlich weniger als die Prognose von 1,5%.
Den größten Anteil an der Zunahme der Preise hatten erneut die Energiekosten. Sie legten im Juni im Durchschnitt um 86,1% gegenüber dem Vorjahresmonat zu. Vor allem die Preise für Erdgas, die sich mehr als verdoppelt haben, machten sich bemerkbar. Doch auch ohne die Energie waren die Erzeugerpreise 15,5% höher als im Juni 2021 (+0,1% gegenüber Mai 2022). Die Kosten für Vorleistungsgüter sanken im Vergleich zum Mai jedoch um 0,6%, was unter anderem auf niedrigere Metallpreise zurückzuführen ist. Da die Preise der Vorleistungsgüter als ein Vorbote für die Entwicklung der Verbraucherpreise gelten, geht Ralph Solveen, leitender Volkswirt der Commerzbank, davon aus, dass die Inflation bald ihren Höhepunkt erreicht haben könnte.
Eine Studie der KfW, die den Zusammenhang zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen untersucht hat, weckt Zweifel daran. Anhand von historischen Daten zeigt die Studie, dass die Korrelation in der jüngeren Vergangenheit gesunken ist. Betrachtet man den Zeitraum von 1949 bis 2019, haben sich innerhalb von zwölf Monaten durchschnittlich rund 50% der Änderungen im Erzeugerpreisindex auf den Verbraucherpreisindex VPI übertragen. Berücksichtigt man hingegen nur den Zeitraum seit der Wiedervereinigung bis zum Jahr 2019, schlagen nur noch 20% auf den VPI durch. Zudem merkt die KfW an, dass derzeit die Entwicklung der Energiepreise für die Inflation eine sehr große Rolle spiele und es hier unklar sei, ob die Kosten von Energie in den kommenden Monaten steigen oder sinken.