TLTRO III

Euro-Banken zahlen weniger an EZB zurück

Die EZB will Banken zu einer vorzeitigen Rückzahlung von langfristigen Liquiditätshilfen (TLTRO III) aus der Coronakrise bringen. Bei der dritten Möglichkeit bleibt das Volumen aber hinter den Erwartungen zurück. Die Folgen für die EZB sind umstritten.

Euro-Banken zahlen weniger an EZB zurück

ms Frankfurt

Die Banken im Euroraum wollen im Januar 62,7 Mrd. Euro an langfristigen EZB-Liquiditätshilfen (TLTRO III) aus der Coronakrise vorzeitig zurückzahlen – das ist deutlich weniger als bei den ersten beiden Möglichkeiten und auch deutlich weniger als von Ökonomen geschätzt. Experten verwiesen zur Begründung des überraschend geringen Volumens unter anderem auf den Wunsch der Banken nach größeren Liquiditätspuffern angesichts der unsicheren Aussichten. Die Europäische Zentralbank (EZB) ihrerseits dürfte die Entwicklung in ihre Überlegungen zum weiteren geldpolitischen Kurs einfließen lassen.

Die EZB hatte im Oktober beschlossen, die Bedingungen für die TLTRO nachträglich zu ändern – um diese in Einklang zu bringen mit ihrer Zinswende und um risikolose Zinsgewinne der Banken zu kappen. Vorzeitige Rückzahlungen sollen zudem zum Abbau der aufgeblähten EZB-Bilanz beitragen. Die Branche hatte erzürnt reagiert. Einige Banken hatten sogar Klagen gegen das Eurosystem erwogen. Wie stark die Rückzahlungen den EZB-Kurs in Sachen Bilanzabbau und Leitzinsen beeinflussen, ist indes umstritten. Einige Ökonomen argumentieren, dass geringere Rückzahlungsvolumina einen strikteren Kurs der EZB nach sich ziehen könnten.

Die Geldhäuser im Euroraum planen nun, am 25. Januar 62,7 Mrd. Euro aus den speziellen Refinanzierungsgeschäften TLTRO III vorzeitig zurückzugeben. Das gab die EZB am Freitag bekannt. Im Dezember hatten die Institute 447,5 Mrd. Euro und im November 296,3 Mrd. Euro vorzeitig zurückgezahlt. Für Januar hatten von Bloomberg befragte Volkswirte im Mittel rund 213 Mrd. Euro Rückzahlung erwartet. Das tatsächliche Volumen ist nun viel geringer.

Die Experten der britischen Großbank Barclays erklärten das vergleichsweise geringe Volumen vor allem mit zwei Faktoren: Zum einen habe es keinen aufsichtsrechtlichen Anreiz für Banken gegeben, die Rückzahlung zum jetzigen Zeitpunkt vorzunehmen, so Ludovico Sapio und Paola Sabbione in einem Barclays-Report. Zum anderen hätten Banken angesichts der unsicheren Aussichten größeren Liquiditätspuffern den Vorrang gegeben.

Nach der erneuten vorzeitigen Rückzahlung werden die Banken geschätzt noch auf ausstehenden TLTRO-Geldern von knapp 1,3 Bill. Euro sitzen. Anfang November waren es noch gut 2,1 Bill. Euro gewesen.

Unterdessen geht die Debatte über den weiteren Zinskurs der EZB weiter. Lettlands Notenbankchef Martins Kazaks erteilte am Freitag Marktspekulationen auf mögliche Zinssenkungen noch in diesem Jahr eine Absage. „Es bräuchte eine tiefe Rezession mit einem beträchtlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit, um die Inflation zu senken und damit Zinssenkungen anzustoßen“, sagte das EZB-Ratsmitglied zu Reuters. „Angesichts der derzeitigen Konjunkturaussichten ist dies jedoch unwahrscheinlich.“ Kazaks zufolge gibt es für solche Annahmen aktuell keine Begründung. Am Geldmarkt gehen Investoren derzeit davon aus, dass die EZB ihre Leitzinsen bis zum Sommer um weitere 150 Basispunkte anheben wird. Allerdings wird dann bereits auf eine Kursänderung gegen Ende des Jahres und im Jahr 2024 gesetzt.