Euro-Dienstleister schwächeln weiter
Euro-Dienstleister
schwächeln weiter
Einkaufsmanagerindex etwas höher als zunächst gemeldet
ba Frankfurt
Die Dienstleister im Euroraum haben ihre Geschäfte zwar zur Jahresmitte ausgeweitet, die endgültigen Daten der Einkaufsmanagerumfrage zeigen aber, dass der seit Sommer 2021 währende Abwärtstrend ungebrochen ist. Ein derart langgezogener Abschwung sei in den vergangenen 27 Jahren der Datenerhebung noch nie zu beobachten gewesen, erklärt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, zum Anstieg des Einkaufsmanagerindex um 0,8 auf 50,5 Punkte. Ökonomen hatten eine Bestätigung der Erstschätzung von 50,0 Zählern erwartet, im Mai lag das Barometer bei 49,7 Punkten. Erst Werte oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Zählern signalisieren eine stärkere wirtschaftliche Aktivität.
Sparquote steigt
S&P macht den Auftragsrückgang als Bremsfaktor aus, auch wenn dieser im Juni nur noch äußerst schwach ausfiel. Die Zurückhaltung der Verbraucher macht sich aber weiter bemerkbar – im ersten Quartal etwa erhöhte sich laut Eurostat deren Sparquote um 0,2 Prozentpunkte im Quartalsvergleich auf 15,4%, da die Konsumquote (+0,6%) geringer zulegte als das verfügbare Bruttoeinkommen (+0,8%). Der PMI Composite, der Dienstleister und Industrie zusammenfasst, legte um 0,4 auf 50,6 Punkte. Hier war ein im Vergleich zu Mai unveränderter Wert von 50,2 Punkte erwartet worden.
Stimuluspaket hilft
„Die Frage ist, ob nach der so lang anhaltenden Trägheit des Dienstleistungssektors ein robuster Aufschwung überhaupt möglich ist“, fragt De la Rubia. Das werde für die gesamte Eurozone vermutlich schwierig. In Deutschland sei es indes „sehr wohl wahrscheinlich, wenn man das außergewöhnliche Stimuluspaket berücksichtigt, welches die neue Regierung gerade auf den Weg bringt“. Sowohl in Deutschland als auch in Frankreich verbesserte sich die Stimmung im Servicesektor merklich, die Erstschätzungen wurden um 0,3 auf 49,7 Punkte bzw. um 0,9 auf 49,6 Zähler nach oben revidiert. Die Composite PMI der beiden Euro-Schwergewichte liegen bei 50,4 bzw. 49,2 Zählern.
Rückgang in italien
Das Wachstum der italienischen Dienstleister schwächte sich zwar ab – der PMI gab um 1,1 auf 53,2 Punkte nach –, die Steigerungsraten von Produktion und Auftragseingang lagen aber trotz leichter Rückgänge weiter über dem historischen Trend.
Positiv vermerkt S&P, dass die Dienstleister optimistischer in die Zukunft blickten und so viel Personal einstellten wie seit einem Jahr nicht mehr. Als Schwachpunkt gilt für Nils Müller von der Hamburg Commercial Bank das Exportgeschäft, das so stark schrumpfte wie seit Januar nicht mehr. Belastungsfaktoren sind weiter die gedämpfte Nachfrage aus den europäischen Schlüsselmärkten und die weltweiten Handelsspannungen. Die Voraussetzungen für eine anhaltende Expansion seien aber gegeben, sagt Müller mit Blick auf die stabile Inlandsnachfrage und die verbesserten Finanzierungsbedingungen infolge der EZB-Zinssenkungen. Italiens PMI Composite gab um 1,4 auf 51,1 Zähler nach.
Spanisches Wachstum verliert Tempo
Auch Spaniens Dienstleister wuchsen weiter – wenn auch nur in bescheidenem Umfang, da zum ersten Mal seit über anderthalb Jahren ein Rückgang bei den Neuaufträgen verzeichnet wurde, wie es bei S&P heißt.
Der Kostendruck war indes erneut historisch hoch, doch die Unternehmen konnte die höheren Preise an die Kunden überwälzen. Der Service-PMI legte um 0,6 auf 51,9 Punkte zu. Der PMI Composite stieg um 0,7 auf 52,1 Zähler, blieb damit aber weiter unter dem Niveau vom Jahresbeginn. Für Spanien und Italien wird keine Erstschätzung veröffentlicht.
Nach oben revidiert wurde auch der Service-PMI für Großbritannien: Dieser stieg um 1,9 auf 52,8 Punkte, die Erstschätzung lag bei 51,3 Zählern. Auch der Composite PMI notiert nun mit 52,0 Punkten über der Erstschätzung von 50,7 Zählern. Im Mai waren es 50,3 Punkte. „Die Daten für Juni zeigen eine leichte Erholung des Wachstums im britischen Dienstleistungssektor“, erklärt S&P-Experte Tim Moore. Dieses sei durch eine Trendwende bei den inländischen Unternehmens- und Verbraucherausgaben nach einer Schwächephase während des Frühjahrs unterstützt worden.
Weitere Expansion in Japan
Der PMI für japanischen Dienstleister wurde leicht nach oben korrigiert: S&P gibt ihn nun mit 51,7 Zählern an, zuvor waren es 51,5 Punkte. Der Indexstand im Mai waren 51,0 Punkte. Der PMI Composite kletterte um 1,3 auf 51,5 Zähler und signalisiert damit den dritten Anstieg der Wirtschaftsaktivität in Japan. Allerdings kann das zweite Quartal damit nicht an die Dynamik vom Jahresstart anschließen, wie Annabel Fiddes von S&P betont. Die Nachfrage verlaufe schleppend, der Kostendruck bleibe hoch – ebenso wie die Unsicherheit über die US-Zölle.