Euro-Wirtschaft lahmt
Euro-Wirtschaft lahmt
EU-Kommission senkt Wachstumsprognosen – Investitionen sollen anziehen
Die EU-Kommission geht in ihrer Frühjahrsprognose von einem nur mäßigen Wachstum in diesem Jahr aus. Wegen des globalen Handelskriegs, den US-Präsident Donald Trump angezettelt hat, und der erhöhten Unsicherheit fallen die Voraussagen deutlich schlechter aus als noch im Herbst.
ba Frankfurt
Der globale Handelskonflikt und die erhöhte Unsicherheit bremsen die Euro-Wirtschaft in diesem Jahr deutlich. Die EU-Kommission hat die Prognosen kräftig gekappt und erwartet nur mehr ein bescheidenes Wachstum in diesem Jahr, die größte Euro-Volkswirtschaft dürfte gar nur stagnieren. 2026 dürfte die Euro-Konjunktur aber wieder Fahrt aufnehmen. Dabei setzt die Brüsseler Behörde auf eine Wiederbelebung der Investitionen.

Prognose deutlich gekappt
In der Frühjahrsprognose wird ein BIP-Plus von 0,9% in diesem Jahr erwartet. Damit würde der Euroraum das Wachstumstempo von 2024 halten. 2026 sollen es dann 1,4% werden. Im Herbst hatte die EU-Kommission noch Wachstumsraten von 1,3% und 1,6% vorausgesagt. Deutschland wird nach zwei Rezessionsjahren in diesem Jahr ein Nullwachstum hinlegen, statt wie noch zuletzt prognostiziert um 0,7% zu wachsen. Für 2026 ist nun ein Plus von 1,1% in die Prognose eingestellt, zuvor waren es 1,3%.
Die deutliche Korrektur begründet die EU-Kommission mit den schwächeren Aussichten für den Welthandel und einer höheren handelspolitischen Unsicherheit. Die Frühjahrsprognose beruht dabei auf der Annahme, dass sämtliche EU-Exporte in die USA mit 10% Zoll belegt werden, mit Ausnahme der 25% auf Stahl, Aluminium und Autos sowie Zollbefreiungen für bestimmte Produkte wie Pharma- und Mikroprozessoren. Bei der Prognose für Deutschland bleibt zudem das Investitionspaket für Infrastruktur und Verteidigung unberücksichtigt.
Investitionen sollen anziehen
Die Ausfuhren der EU werden für 2025 und 2026 mit 0,7% und 2,1% prognostiziert. Für die Investitionen werden 1,5% und 2,4% erwartet, wobei die Treiber neben einer Trendwende im Wohnungsbau Infrastruktur- und FuE-Investitionen sein werden – „auch dank der Unterstützung aus der Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF) und dem Kohäsionsfonds“. Für den privaten Verbrauch stehen 1,5% und 1,6% auf dem Zettel.
„Die EU-Wirtschaft zeigt sich angesichts der großen Handelsspannungen und der zunehmenden globalen Unsicherheit widerstandsfähig“, urteilt EU-Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis. Gestützt auf einen robusten Arbeitsmarkt und steigende Löhne dürfte sich das Wachstum 2025 fortsetzen, wenn auch in moderatem Tempo. Die Arbeitslosigkeit soll danach bis 2026 auf 6,1% weiter nachgeben. „Die Inflation sinkt schneller als bisher prognostiziert und ist auf dem besten Weg, das 2%-Ziel in diesem Jahr zu erreichen“, sagte Dombrovskis mit Blick auf die prognostizierten 2,1% in diesem und 1,7% im kommenden Jahr.
Defizit wird steigen
Weniger optimistisch zeigt sich die Kommission bei den Finanz-Kennzahlen der Länder. Das Budgetdefizit im gesamten Euroraum wird von 3,1% im Vorjahr auf 3,2 und 3,3% steigen und damit die erlaubten 3% überschreiten. Die Schuldenquote dürfte von knapp 89% im Jahr 2024 auf knapp 90% und dann 91% im Verhältnis zum BIP zulegen. Die erlaubte Obergrenze liegt hier bei 60%.