US-Geldpolitik

Fed-Noten­banker für schnellere Zinswende

Die US-Notenbank könnte bereits Anfang Mai die Zügel straffer ziehen und eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte beschließen. Eine Umfrage zeigt: Die Inflation macht Verbraucher große Sorgen.

Fed-Noten­banker für schnellere Zinswende

det Washington

Notenbanker in den USA haben eine Beschleunigung der Zinswende ins Spiel gebracht. John Williams, Präsident der Federal Reserve Bank von New York, will bei der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) eine Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte nicht ausschließen. Auch Mary Daly, Präsidentin der Federal Reserve Bank von San Francisco, hält eine stärkere Straffung für denkbar.

Angesichts der Ungleichgewichte zwischen der kräftigen Nachfrage und den bestehenden Angebotsengpässen „müssen wir uns wieder einem normaleren Niveau nähern“, sagte Williams. Sein Fokus richte sich insbesondere auf die Realzinsen, so der Chef des Fed-Ablegers in New York. Er betonte, dass sämtliche Zinsentscheidungen datengesteuert sein müssten. Darauf angesprochen, ob er eine Anhebung der Federal Funds Rate um 50 Basispunkte unterstützen würde, sagte der Notenbanker, dass er bis zur Sitzung am 3. und 4. Mai sämtliche Konjunkturdaten beobachten und analysieren wird. „Wenn es angemessen erscheint, dann werde ich dafür stimmen“, sagte Williams, der zugleich der stellvertretende Vorsitzende des FOMC ist. Die Fed müsse „klarmachen, dass sowohl der Bilanzabbau als auch die Zinserhöhungen die Finanzkonditionen beeinflussen werden“.

Dass im Mai eine stärkere Straffung denkbar ist, hatte zuvor schon die Präsidentin der Federal Reserve Bank von San Francisco, Mary Daly, gesagt. Die Inflation sei „viel zu hoch“ und wenn eine Erhöhung um 50 Basispunkte notwendig sei, „dann werden wir das auch machen“.

Indes unterstreicht der Index der Verbraucherstimmung der University of Michigan, dass die hohe Inflation auf der Laune der Konsumenten lastet. Der Index für März sank um 5,4% auf 59,4 Punkte und gab im Vorjahresvergleich um 30,0% nach. Der zuständige Chefökonom Richard Curtin sagte, Verbraucher rechneten im kommenden Jahr mit einer Teuerungsrate von 5,4%. Die Inflationserwartungen hätten damit den höchsten Stand seit November 1981 erreicht, stellte Curtin fest.

Demnach erwarten als Folge der Inflation immer mehr Verbraucher eine spürbare Erosion ihres Lebensstandards. Nur zweimal während der letzten 50 Jahre, nämlich während der Rezession von 1979 bis 1981 und der Weltrezession im Jahr 2008, „haben mehr Verbraucher berichtet, dass sie sich nun auf einen niedrigeren Lebensstandard einstellen“, sagte Curtin. Positiv schätzen Konsumenten lediglich die Aussichten für den Arbeitsmarkt ein. Das Stellenwachstum werde aber zugleich den Lohndruck verstärken und könnte somit die Teuerungsrate weiter nach oben treiben, heißt es.

Erste Anzeichen für eine Abkühlung am Häusermarkt lieferte der überraschende Rückgang der schwebenden Eigenheimverkäufe, die der Maklerverband National Association of Realtors (NAR) meldete. Die noch nicht zum Vertragsabschluss gebrachten Verkäufe gaben im Februar um 4,1% nach. Erwartet hatten Ökonomen ein Plus von etwa 1,0%. Im Vorjahresvergleich schrumpfte die Zahl um 5,4%. NAR-Chefökonom Lawrence Yun begründete dies mit der geringen Zahl von Immobilien, die zum Kauf stehen.