US-Geldpolitik

Fed signalisiert Start des Tapering

Die mit Spannung erwartete Wende in der US-Geldpolitik steht bevor. Nach der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses FOMC ließ Notenbankchef Jerome Powell durchblicken, dass die Fed noch vor Jahresende beginnen wird, ihre Anleihekäufe abzuschmelzen.

Fed signalisiert Start des Tapering

det Washington

Der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank hat nach seiner jüngsten Sitzung die bisher deutlichsten Signale dafür gegeben, dass bereits in diesem Jahr das Tapering beginnen wird. Bis Mitte 2022 könnte dieser Prozess abgeschlossen sein, sagte Notenbankchef Jerome Powell. Angesichts der weiterhin soliden konjunkturellen Erholung, die allerdings als Folge der Delta-Variante des Coronavirus zuletzt an Schwung verloren hat, rechnen auch immer mehr FOMC-Mitglieder damit, dass schon im kommenden Jahr eine Zinserhöhung beschlossen werden könnte – die erste seit Ende 2015.

Wachsende Zuversicht

In der Abschlusserklärung schlug das Lenkungsgremium der Fed einen insgesamt optimistischen Ton an. Die Kombination aus Fortschritten bei den Impfaktionen auf der einen und geld- sowie fiskalpolitischen Stützungsmaßnahmen auf der anderen Seite habe die Wirtschaftstätigkeit nachhaltig gestärkt, hieß es. Das Gremium hob die Erholung in jenen Branchen hervor, die von der Pandemie am stärksten betroffen waren. Lediglich die steigenden Infektionszahlen hätten dem Aufschwung in diesen Sektoren während der vergangenen Monate einen leichten Dämpfer verpasst.

In seiner Pressekonferenz nach der zweitägigen FOMC-Sitzung unterstrich Powell daher auch, dass die weitere Erholung entscheidend vom künftigen Verlauf der Pandemie abhängen werde. Zu den Abwärtsrisiken zählte er auch „Angebotsengpässe, die länger andauern könnten, als wir bisher angenommen haben“ und höhere Inflation nach sich ziehen könnten. Der oberste Währungshüter hob in diesem Zusammenhang die Halbleiterknappheit hervor, die vor allem in der Autoindustrie auf die Produktion durchschlägt. Positiv bewertete er auch die Lage am Arbeitsmarkt und räumte ein, dass jene „substanziellen Fortschritte“, die einen Beginn des Tapering rechtfertigen würden, „so gut wie erreicht sind“, während das Inflationsziel „sogar überschritten wurde“.

Preisdruck vorübergehend

Ihren Niederschlag fanden die leicht veränderten Rahmenbedingungen auch in den aktualisierten Konjunkturprognosen der Fed. So wurde gegenüber Juni die erwartete Wachstumsrate für das laufende Jahr um 1,1 Prozentpunkte auf 5,9% nach unten revidiert. Dafür rechnet das FOMC kommendes Jahr mit stärkerem Wachstum als noch vor einem Vierteljahr. Die Arbeitslosenquote revidierte die Fed für 2021 hingegen von 4,5 auf 4,8% nach oben. Nach wie vor rechne man aber im übernächsten Jahr mit Vollbeschäftigung, die die Fed mit 3,5% beziffert.

Wie schon in der Vergangenheit betonte Notenbankchef Powell, dass die höhere Inflationsrate aller Voraussicht nach nur temporär sei. Die Währungshüter schraubten ihre Prognose für den PCE-Preisindex für das laufende Jahr von 3,4 auf 4,2% hoch. Sie rechnen aber weiterhin mit einer längerfristigen Teuerungsrate von 2,0%. Die PCE-Kernrate werde dieses Jahr um 3,7% steigen und nicht, wie noch im Juni geschätzt, um 3,0%, heiß es.

Die Spekulationen ranken sich nun um die Frage, wann das Tapering beginnen wird – und wann es zudem zu den ersten Zinserhöhungen kommt. „Das FOMC wird im November bekannt geben, dass das Tapering im Dezember losgeht, und außerdem Einzelheiten zum Umfang und zeitlichen Ablauf mitteilen“, sagte Moody’s-Chefvolkswirt Mark Zandi nach der Sitzung im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Wie aus dem sogenannten Dot Plot hervorgeht, der die Prognosen der FOMC-Mitglieder widerspiegelt, rechnet die Hälfte von ihnen mit mindestens einer Anhebung des Leitzinses im kommenden Jahr. Auch könnten die Währungshüter nach Aussage des Dot Plot bis Ende 2024 insgesamt sechs- bis siebenmal an der Zinsschraube drehen. Powell betonte in seiner Pressekonferenz allerdings, dass zunächst das Tapering abgeschlossen sein müsse, bevor die Notenbank daran denke, die Federal Funds Rate wieder hochzuschrauben.

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