Handelsstreit schlägt Chinas Industrie auf die Stimmung
Stimmungsknick
in Chinas Industrie
nh Schanghai
Mit Chinas neuen Einkaufsmanagerdaten findet die Eskalation des Handelskonflikts mit den USA einen ersten Niederschlag in den Konjunkturindikatoren. Der offizielle Purchasing Managers Index (PMI) für die Industrie fiel im April deutlich von 50,5 auf 49 Punkte und damit das niedrigste Niveau seit Jahresende 2023 zurück. Werte unterhalb der 50-Punkte-Schwelle signalisieren schrumpfende Aktivitäten im Sektor. Die Analystenschätzung bei 49,8 Punkten nahm nur eine geringfügige Unterschreitung der Expansionsschwelle vorweg.
Abschwächung auch bei Diensten
Auch im Dienstleistungsgewerbe sieht man trotz verstärkter Konsumförderungsimpulse eine zähe Stimmungslage. Der Non-Manufacturing PMI des Statistikbüros, in dem auch die Bauwirtschaft Eingang findet, fiel im April von 50,8 auf 50,4 Punkte. Hier ist der Rückgang vor allem auf eine Ermäßigung der Bauaktivität zurückzuführen, allerdings schwächte sich auch der Unterindex für reine Dienstleistungen von 50,3 auf 50,1 Punkte weiter ab.
Exportaufträge in Gefahr
Washington hat Strafzollaufschläge für Chinas gesamten US-Warenexport auf 145% hochgeschaukelt, die von Peking mit ähnlich hohen Gegenzöllen beantwortet werden. Noch sind keine bilateralen Vereinbarungen zur Linderung der Handelsstrafen in Sicht, die Chinas Exportindustrie gewaltigen Verwerfungen anheimstellen. Im offiziellen PMI findet dies einen besonders vehementen Reflex im Unterindex für Exportaufträge, der nun von 49 auf 44,9 Punkte abgerutscht ist. Ähnlich tiefe Werte sah man zuletzt im Jahr 2022, als Chinas Wirtschaft von drastischen Corona-Restriktionen gebremst wurde.
Caixin PMI stabiler als erwartet
Die am Mittwoch parallel verbreitete private Einkaufsmanagererhebung Caixin China Manufacturing PMI zeichnet allerdings ein freundlicheres Stimmungsbild. Hier sah man zwar ebenfalls einen deutlichen Rückgang von 51,5 auf 50,4 Punkte und damit dem niedrigsten Stand seit sieben Monaten, doch bleibt der Index entgegen den Erwartungen der Experten noch im Expansionsterritorium.
Wachstumsziel in Gefahr
Der weitere Ausblick für die Exportindustrie ist angesichts der handelspolitischen Gefechtslage höchst wacklig. Im ersten Quartal war Chinas Industrieproduktion noch kräftiger vorangekommen als erwartet und wurde von einem etwas dynamischeren Konsum flankiert. Peking hält am Jahreswachstumsziel von 5% weiter fest und versichert, die negativen Effekte des Zollstreits durch zusätzliche binnenwirtschaftliche Stimuli kompensieren zu können. China-Ökonomen halten dies derzeit noch für wenig wahrscheinlich. Im Mittel ihrer Prognosen für 2025 landet man bei einem Wachstum von nur noch 4%.