Internes Papier des Wirtschaftsministeriums

Industriestrompreis könnte noch an Brüssel scheitern

Im Wirtschaftsministerium wird davon ausgegangen, dass für eine Einführung eines Industriestrompreises, wie im Koalitionsvertrag vorgesehen, nur schwer eine Genehmigung in Brüssel zu erhalten ist.

Industriestrompreis könnte noch an Brüssel scheitern

Industriestrompreis könnte noch an Brüssel scheitern

Wirtschaftsministerium hofft auf neue Beihilferegeln

ahe zzt. Nürnberg

Im Bundeswirtschaftsministerium wird davon ausgegangen, dass für eine Einführung eines Industriestrompreises, wie er im Koalitionsvertrag vorgesehen ist, nur schwer eine Genehmigung in Brüssel zu erhalten ist. „Die Umsetzung des Konzeptes birgt EU-beihilferechtlich erhebliche Herausforderungen“, heißt es in einem an die neue Wirtschaftsministerin gerichteten internen Papier, das der Börsen-Zeitung vorliegt.

In diesem wird darauf verwiesen, dass es in den bestehenden Beihilferichtlinien der EU-Kommission bislang gar keinen entsprechenden Genehmigungstatbestand gibt. Auch die Gespräche in Brüssel über einen Industriestrompreis 2023 hätten gezeigt, dass es erhebliche Vorbehalte gebe und „die Aussichten auf eine Genehmigung höchst unsicher“ seien.

Deutsche Beeinträchtigung von Handel und Wettbewerb in der EU?

Konkret befürchten die Experten des Ministeriums, dass keine überzeugende Rechtfertigung eines Marktversagens gelingt. Auch dürfte demnach besonders schwierig nachzuweisen sein, dass „mit dem avisierten deutschen Industriestrompreis keine unangemessene Beeinträchtigung des Handels und des Wettbewerbs im EU-Binnenmarkt einhergeht“.

Der geplante Industriestrompreis, der energieintensive Unternehmen entlasten soll, könnte daher zunächst bis 2035 begrenzt werden. Das Konzept, das dem Ministerium laut dem Papier vorschwebt, würde bei einer Entlastung von 5 Cent je Kilowattstunde bereits bis Ende 2030 insgesamt etwa 10 Mrd. Euro kosten. Der Plan sieht eine zeitlich nachlaufende Subventionierung der Großhandelspreise auf Basis von durchschnittlichen Börsenstrompreisen vor.

Es gibt noch ein „beihilfekontrollpolitisches Momentum“

Einen Ansatz, doch noch eine Genehmigung in Brüssel für das Koalitionsvorhaben zu bekommen, wird im Wirtschaftsministerium in einer Einflussnahme auf den neuen Beihilfe-Rahmen gesehen, der aktuell im Kontext des Clean Industrial Deal ausgearbeitet wird. Insofern gebe es auf europäischer Ebene „ein gewisses beihilfekontrollpolitisches Momentum“, heißt es. In einer weiteren Stellungnahme zum neuen Beihilfe-Rahmen (den sogenannten CISAF) solle die Bundesregierung auch die Idee eines Industriestrompreises platzieren. Dies müsse aber schnell geschehen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.