Inflation dämpft Zinssenkungshoffnungen
Britische Teuerung dämpft Zinssenkungshoffnungen
Kernrate und Kraftstoffpreise höher als erwartet
hip London
Die Inflation hat im Juni in Großbritannien Fahrt aufgenommen. Wie das Statistikamt ONS mitteilt, nahm der Preisauftrieb von 3,4% im Mai auf 3,6% zu. Damit liegt sie weit über den ersten Schätzungen für Deutschland oder Frankreich. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Verharren auf 3,4% gerechnet. Das Pfund legte am Devisenmarkt prompt zu, weil Marktteilnehmer erwarten, dass die Bank of England den Leitzins nicht so stark wie bislang erhofft oder langsamer senken könnte.
„Für sich alleine betrachtet werden solche Daten das geldpolitische Komitee der Notenbank (Monetary Policy Committee, MPC) nicht dazu motivieren, schnellere oder aufeinander folgende Zinssenkungen in Erwägung zu ziehen“, schrieb der Deutsche-Bank-Volkswirt Sanjay Raja in einer ersten Einschätzung.
Zinsschritt im August gilt als sicher
Der von der MPC-Sitzung am 7. August erwartete Zinsschritt ist seiner Einschätzung zufolge wegen der höheren Inflation zwar nicht in Gefahr. Doch hänge es nun von der Entwicklung am Arbeitsmarkt ab, wie schnell das Komitee den Leitzins in diesem und im nächsten Jahr senken könne. Am Markt wird weithin mit einem Schritt um 25 Basispunkte nach unten auf 4,0% gerechnet.
Der durchschnittliche Zins für eine Hypothek mit einer Laufzeit von zwei Jahren ist Moneyfacts zufolge seit dem vergangenen Monat von 5,13% auf 5,03% zurückgegangen. Festgeld mit einjähriger Laufzeit verzinst sich im Schnitt nur noch mit 4,01%. Vor einem Monat gab es dafür noch 4,02%.
Preistreiber Lebensmittel
Zu den Preistreibern gehörten im Juni Kraftstoffe wie Benzin und Diesel. Sie verbilligten sich zwar, aber das Tempo des Preisrückgangs verlangsamte sich. Zudem stiegen die Lebensmittelpreise um 4,5%. Das war der dritte Anstieg in Folge und der steilste seit Februar vergangenen Jahres. Das macht sich im Budget von Haushalten mit geringeren Einkommen unmittelbar bemerkbar. Es könnte sich zudem negativ auf die Inflationserwartungen auswirken.
Für die Notenbank ist problematisch, dass die Kernrate, die schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Lebensmittel unberücksichtigt lässt, um 3,5% auf 3,7% zugelegt hat.