Inflation fällt unerwartet
Inflation fällt überraschend
Energie und Lebensmittel sorgen für Abflauen auf 2,0 Prozent
Die EZB dürfte sich von den deutschen Preisdaten in ihrem geldpolitischen Kurs bestätigt sehen: Die Teuerungsrate nach europäischer Rechenmethode HVPI hat zur Jahresmitte auf 2,0% nachgegeben. Dazu haben vor allem günstigere Energie und geringere Preiszuwächse bei Lebensmitteln beigetragen.
ba Frankfurt
Niedrigere Energiepreise und ein weniger starker Preisauftrieb bei Lebensmitteln lassen die Inflation in Deutschland unerwartet nachgeben. Im Juni kosteten Waren und Dienstleistungen laut den vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) durchschnittlich 2,0% mehr als im entsprechenden Vorjahresmonat. Im April und Mai waren es noch je 2,1%. Auch nach europäischer Rechenmethode ergibt sich eine Jahresrate von 2,0%. Ökonomen hatten ein Anziehen auf 2,2% erwartet.
„Die Inflation ist weiterhin auf Schmusekurs“, sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Daran hätten auch die zeitweise hohen Rohölpreise während der Eskalation des Israel-Iran-Konflikts nichts daran geändert. Denn „mittlerweile sind die Ölpreise bereits wieder deutlich gefallen“.
Dienstleistungspreise weiter sehr hoch
Energie verbilligte sich zur Jahresmitte um 3,5% nachdem sie schon im Mai 4,6% weniger kostete als im Vorjahr. Bei den Nahrungsmitteln gab die Jahresrate auf 2,0% nach, nach 2,8% im Mai. „Über die Dienstleistungspreise lässt sich zwar weiter meckern“, kommentierte Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank den Anstieg um 3,3% nach 3,4% im Mai. Wegen der Entlastung durch die Energiepreise falle ihr noch hoher Anstieg aber kaum auf. „Niedrigere Netzentgelte für private Haushalte hübschen die Inflationsrate bald weiter auf“, erwartet Krüger. Die deutsche Vorgabe signalisiere der EZB, ihren Job erledigt zu haben.
Das Preisziel der Notenbank beträgt 2,0%. Die Euro-Hüter haben zuletzt sieben Mal in Folge den Leitzins wegen des nachlassenden Preisdrucks gesenkt. Experten erwarten, dass die EZB bei der Juli-Sitzung aber eine Zinspause einlegen wird. „Für einen weiteren geldpolitischen Lockerungskurs müssten auch im Bereich der Service-Preise die Ampeln auf Grün stehen“, ergänzt VP-Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel.
Kerninflation gibt nach
Bleiben die schwankungsanfälligen Preise für Nahrungsmittel und Energie außen vor, ergibt sich eine Kerninflation von 2,7% nach 2,8% im Mai – die nur geringfügig niedriger als vor einem Jahr ist, wie Ralph Solveen von der Commerzbank betont. Er erwartet, dass die Kernteuerungsrate in den kommenden Monaten allenfalls langsam fallen und weiter über 2% liegen dürfte. Sollte die Konjunktur in den kommenden Quartalen getrieben von Geld- und Finanzpolitik tatsächlich etwas anziehen, würde sie wahrscheinlich sogar wieder zulegen. Für die zweite Jahreshälfte erwarten Ökonomen, dass die Inflation um die 2%-Marke herum schwankt.