Teuerung

Inflation in China trotzt inter­nationalem Trend

nh Schanghai – Im Gegensatz zu der stark angestiegenen Inflation in westlichen Industrieländern ist der Preisauftrieb in China weiter relativ gedämpft. Nach den jüngsten Angaben des Pekinger Statistikbüros legten die chinesischen Verbraucherpreise...

Inflation in China trotzt inter­nationalem Trend

nh Schanghai – Im Gegensatz zu der stark angestiegenen Inflation in westlichen Industrieländern ist der Preisauftrieb in China weiter relativ gedämpft. Nach den jüngsten Angaben des Pekinger Statistikbüros legten die chinesischen Verbraucherpreise im Juni um 2,5% zum Vorjahresmonat zu. Zuvor im April und Mai hatte Chinas Konsumpreisindex bei 2,1% gestanden. Der nun eingetretene Preisauftrieb ist vor allem auf die Lebensmittelkomponenten und dort auf das Verhalten der Schweinefleischpreise zurückzuführen.

Die Konsensschätzung der Analysten hatte einen etwas moderateren Preisauftrieb von 2,4% für Juni erwarten lassen. Der Abstand zu dem von der Regierung anvisierten und als Obergrenze zu verstehenden Inflationsziel bei 3% gilt allerdings immer noch als komfortabel. Gegenwärtig laufen die Prognosen für die Konsumpreisinflation für das Ge­samtjahr 2022 auf 2,2% hinaus.

Auf der Erzeugerpreisseite gibt es keine negativen Überraschungen. Vielmehr setzt sich der seit November anhaltende Rückgang beim Produzentenpreisindex im Rahmen fort. Im Juni lag der Index bei 6,1% – nach 6,4% im Mai und 8% im April. Im Oktober 2021 hatte die vor allem von einer Rohstoffverteuerung angeheizte chinesische Erzeugerpreisinflation einen Spitzenwert bei 13,5% erreicht. Die Experten rechnen damit, dass sogenannte Basiseffekte dafür sorgen werden, dass der chinesische Produzentenpreisindex in den kommenden Monaten stetig weiter nachgeben wird.

China-Ökonomen gehen zwar davon aus, dass die Verbraucherpreise mit der Lockerung von Corona-Restriktionen in chinesischen Großstädten und einer sukzessiven Erholung des gegenwärtig stark gedrückten Konsumklimas wieder anziehen werden. Dabei steht vor allem das für die Inflationsberechnung wichtige Schweinefleisch im Fokus. In den vergangenen Wochen hat die Regierung bereits einige Maßnahmen er­griffen, um auf die Preisbildung bei Termingeschäften einzuwirken, und auch Branchenproduzenten mit moralischen Appellen ins Gebet genommen. Bei anderen Konsumgütern sind aber wenig Preisgefahren zu erkennen, zumal sich die Verbraucher insbesondere bei größeren Haushaltsanschaffungen weiter zu­rückhalten. Dabei spielt auch die Furcht vor neuerlichen Lockdown-Maßnahmen, wie sie sich bereits wieder in Schanghai abzeichnen könnten, eine Rolle. Bei Energiepreisen wiederum unterliegen die weitgehend durchgehend staatskontrollierten Ölkonzerne und Gasversorger gewissen Begrenzungsmechanismen.

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