Konjunktur

Inflation in Japan zieht an

Dreimal hintereinander liegt die Inflationsrate in Japan jetzt bereits über der Zwei-Prozent-Zielmarke. Das ist aber vor allem den höheren Energiepreisen geschuldet. Die Notenbank dürfte sich daher noch zurückhalten.

Inflation in Japan zieht an

mf Tokio

Der Preisauftrieb in Japan hat sich im Juni leicht beschleunigt. In der Kernrate ohne frische Lebensmittel stiegen die Preise um 2,2% zum Vorjahr. Im April und Mai betrug diese Rate jeweils 2,1%. Damit liegen die Verbraucherpreise den dritten Monat hintereinander über dem offiziellen Inflationsziel der Bank of Japan von 2%. Rechnet man aber den Einfluss der Energie heraus, stieg der Preisindex für Juni gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf lediglich 1,0%.

Privathaushalte knausern

An Japans extrem lockerer Geldpolitik dürfte sich daher voraussichtlich nichts ändern. Erst am Donnerstag hatte die Notenbank ihre Inflationsprognose für das laufende Jahr um 0,4 Punkte auf 2,3% angehoben. Das bedeutet: Die Währungshüter gehen bereits davon aus, dass die Inflation sich in den kommenden Monaten über ihrer Zielrate halten wird. Doch für 2023 erwarten sie einen Rückgang auf 1,4%.

Die Zurückhaltung der Zentralbank hängt vor allem mit dem Einfluss der Energiepreise auf die Konjunktur zusammen. Da die Insel­nation sämtliche fossilen Brennstoffe importiert, treibt die Abwertung des Yen seit Jahresanfang um 21% zum Dollar die Inflation zusätzlich an. Daher dürften viele Haushalte, nicht nur die Geringverdiener, ihren Konsum herunterfahren. Zugleich dämpft die inzwischen siebte laufende Covid-Welle mit rekordhohen Infektionszahlen den Privatverbrauch.

Auch wegen dieser Eintrübung der Konjunktur zögert die Notenbank bei der Straffung ihrer Geldpolitik. Die jüngsten Industriedaten unterstützen das Argument der Währungshüter, dass die Wirtschaft weiter monetäre Hilfen benötigt. Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex für die Industrie im Juli fiel laut der ersten Schätzung um 0,5 Punkte auf 52,2. Dabei sackte der Index für den Fabrikausstoß von 50,2 um 0,3 Punkte auf 49,2 unter die Expansionsschwelle. Werte unter 50 Punkten deuten auf ein Schrumpfen hin. Der Index für neue Aufträge sank um 1 Punkt auf 49,2 und damit den niedrigsten Stand seit November 2020.

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