Verbraucherpreise

Japan dämpft Inflation mit Hilfspaket

Premier Kishida versucht die für japanische Verhältnisse ungewöhnlich hohe Inflation mit Subventionen für Händler und Haushalte erträglicher zu machen. Auf Kritik an der ultralockeren Geldpolitik der Notenbank verzichtet er.

Japan dämpft Inflation mit Hilfspaket

mf Tokio

Die japanische Regierung versucht die steigende Inflation mit staatlichen Subventionen einzudämmen. Im März stiegen die Verbraucherpreise so schnell wie seit über zwei Jahren nicht mehr – in der Kernrate, also ohne frische Lebensmittel, lagen die Preise um 0,8% höher als im Vorjahr. Premierminister Fumio Kishida kündigte ein neues Hilfspaket im Volumen von 6,2 Bill. Yen (45 Mrd. Euro) an, um die Ausgaben der Verbraucher für Kraftstoffe, Strom und andere Güter des täglichen Bedarfs zu lindern.

Das Paket umfasst zu rund einem Viertel Beihilfen für die Großhändler von Benzin, Diesel und Heizöl. Sie erhalten bis Ende September 35 Yen (0,18 Euro) je Liter und damit 10 Yen mehr als bisher. Der durchschnittliche Verkaufspreis für Normalbenzin lag Mitte April bei 173,5 Yen (1,27 Euro). Ohne Subventionen läge der Preis bei 198,2 Yen (1,45 Euro).

Darüber hinaus stehen Fischerei- und Holzunternehmen sowie Weizenbauern auf der Hilfsliste. Kleine und mittlere Unternehmen bekommen 1,3 Bill. Yen (949 Mill. Euro) an Zuschüssen, so dass sie bis Ende September zinslose Kredite ohne Sicherheiten aufnehmen können. Mit der gleichen Summe werden ärmere Haushalte gestützt. „Wir müssen proaktiv reagieren, da die Pandemie sich weiter auswirkt und die russische Invasion der Ukraine die Menschen verunsichert“, erklärte Kishida. Das neue Hilfspaket war in der Regierungskoalition von Liberaldemokraten und Komei-Partei nicht unumstritten. Schließlich hatte Ki­shida erst zum Jahresende Sonderausgaben von 36 Bill. Yen (263 Mrd. Euro) verabschiedet. Knapp 44% der neuen Hilfen werden über einen Nachtragshaushalt finanziert.

Für die übrigen Ausgaben dürfte Kishida die Haushaltsreserve einsetzen. Der konservative Regierungschef räumte ein, die starke Abwertung des Yen sei für viele Japaner „ungünstig“. Dennoch kritisierte er die Notenbank nicht dafür, dass sie an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhält. Die Führung der Bank of Japan berät am Mittwoch und Donnerstag ihre Strategie. Analysten erwarten jedoch keine Änderungen.

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