Neuverschuldung weckt Angst vor Steuererhöhungen
Britische Neuverschuldung weckt Angst vor Steuererhöhungen
Vize-Premierministerin Angela Rayner hat dafür Ideen
hip London
Die britische Neuverschuldung ist trotz höherer Sozialversicherungsbeiträge im April stärker gestiegen als erwartet. Der bis 1993 zurückreichenden Erhebung des Statistikamts ONS zufolge war sie nur während der Pandemie und 2012, dem Jahr der Privatisierung der Royal Mail, höher. Labour-Schatzkanzlerin Rachel Reeves stehen harte Zeiten ins Haus.
Denn Premierminister Keir Starmer kündigte soeben an, die von Reeves im Juli vergangenen Jahres verfügte Streichung des Heizkostenzuschusses für Rentner rückgängig zu machen. Und die Parteilinke unter Vize-Premierministerin Angela Rayner will noch mehr Geld ausgeben.
Unerwarteter Anstieg
Wie das ONS mitteilte, belief sich die öffentliche Neuverschuldung im vergangenen Monat auf 20,2 Mrd. Pfund nach 16,4 Mrd. Pfund. Einer der Gründe für den Anstieg ist, dass es in Großbritannien für Sozialleistungen einen Inflationsausgleich gibt. Volkswirte hatten im Schnitt 17,9 Mrd. Pfund angesetzt. Im Ende März abgelaufenen Fiskaljahr lag die Neuverschuldung bei 148,3 Mrd. Pfund. Das waren 11 Mrd. Pfund mehr als die unabhängigen Haushaltshüter des Office for Budget Responsibility auf der Rechnung hatten.
Banken im Visier
Im ersten Quartal ist die britische Wirtschaft zwar der Erstschätzung zufolge um 0,7% gewachsen. Doch wird im Jahresverlauf mit einer Verlangsamung und damit mit niedrigeren Steuereinnahmen gerechnet. Rayner schlug Reeves in einem vertraulichen Memo eine Reihe von Steuererhöhungen vor, wie der „Telegraph“ berichtet. Dazu gehört die Abschaffung des Freibetrags für Dividendeneinkünfte und die Erhöhung der Sondergewinnsteuer für Banken.
Immerhin, die Stimmung unter Einkaufsmanagern verbesserte sich zuletzt. Wie der Finanzdatenanbieter S&P Global mitteilte, stieg der Flash UK PMI Composite auf 49,4 Punkte. Im April hatte er noch bei 48,5 gelegen. Werte unter 50 signalisieren eine wirtschaftliche Schrumpfung. Der Index für das dominante Dienstleistungsgewerbe überwand diese Schwelle bereits. Er erreichte 50,2 Punkte nach 49,0 im Vormonat.