Notenbanker mit Zinserhöhungserfahrung

Der niederländische Zentralbankchef Klaas Knot ist unter den 25 Euro-Notenbankern im EZB-Rat der einzige, der schon einmal die Leitzinsen erhöht hat. Aktuell plädiert er für eine entschlossene Reaktion auf die Rekordinflation.

Notenbanker mit Zinserhöhungserfahrung

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Unter den 25 Euro-Notenbankern, die im EZB-Rat über die Geldpolitik für den Euroraum entscheiden, gibt es nur einen, der schon einmal die Leitzinsen erhöht hat: Der niederländische Zentralbankchef Klaas Knot gehörte dem Führungsgremium bereits im Juli 2011 an, als bislang letztmalig die Zinsen angehoben wurden. Damals erhöhte der EZB-Rat den Schlüsselsatz um 25 Basispunkte auf 1,5%. Im November 2011 folgte dann bereits eine Zinssenkung. Manchem Beobachter gilt die Erhöhung aus dem Juli 2011 deswegen als Fehler – den die Europäische Zentralbank (EZB) jetzt zu wiederholen drohe.

Knot ficht das nicht an, er plädiert nun wegen der Inflationsgefahren für konsequente Zinserhöhungen. Bereits zum Jahreswechsel hatte der Notenbanker, der im EZB-Rat eher als „Falke“ gilt, im Interview der Börsen-Zeitung vor einer zu späten Reaktion auf die hartnäckig hohe Teuerung gewarnt. „Wir dürfen auf keinen Fall hinter die Kurve fallen“, sagte er (vgl. BZ vom 31.12.2021). Für den Fall, dass die Inflation auch 2022 höher als erwartet ausfallen sollte, forderte er ra­schere Zinserhöhungen als damals avi­siert. Dieses Szenario ist jetzt eingetreten.

Für Knot ist nun klar, wo im Dilemma aus Rekordinflation und Rezessionsängsten die Priorität der EZB liegen muss: „In einer idealen Welt würde man die Wirtschaft ankurbeln und gleichzeitig die Inflation senken wollen. Leider können wir das nicht tun, wir müssen uns entscheiden; in diesem Fall ist unser Mandat ganz klar – wir müssen uns dafür entscheiden, die Inflation zu senken“, so Knot unlängst. Entsprechend hat er auch schon öffentlich mit einer Zinserhöhung um 75 statt 50 Basispunkte im September oder mehreren 50-Basispunkte-Schritten in der Zukunft geliebäugelt.

Ähnlich wie Bundesbankchef Joachim Nagel sorgt sich auch Knot, dass die EZB bei einem zu zögerlichen Handeln später umso stärker gegensteuern muss. Das Verhindern einer späten abrupten Zinswende sieht Knot auch als zentral an, um Finanzstabilitätsrisiken zu vermeiden. Seit Anfang Dezember 2021 ist Knot zugleich Vorsitzender des weltweiten Finanzstabilitätsrats FSB.

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