Coronakrise

OECD erwartet stärkeres Wachstum in Frankreich

Frankreich soll das 2017 aufgenommene Reformprogramm weiter vorantreiben, empfiehlt die OECD. Das sei für ein dauerhaftes Wachstum unerlässlich. Macron bremst jedoch: Durch Corona sei die Ausgangslage dafür nicht gegeben.

OECD erwartet stärkeres Wachstum in Frankreich

wü Paris

Fünf Monate vor den Präsidentschaftswahlen hat die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) ihren neuesten Länderbericht für Frankreich vorgestellt. Sie hat bei dieser Gelegenheit auch die Wirtschaftsaussichten für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone angehoben. Da sich die französische Wirtschaft seit dem Sommer schneller erholt als angenommen, erwarten die Experten der OECD nun statt 6,3% ein Wachstum von 6,8% in diesem Jahr, 2022 dann 4,2% statt bisher 4%.

Schnelle und effektive Unterstützung seitens der Regierung habe Frankreich geholfen, sich schnell von der Coronarezession zu erholen, urteilt die Organisation. Die Herausforderung für das Land bestehe nun darin, diese Erholung in ein dauerhaftes Wachstum zu verwandeln. Dafür empfiehlt die OECD der jetzigen und der künftigen Regierung, die Coronahilfen für Haushalte und Unternehmen nicht sofort zu beenden, sie jedoch selektiver einzusetzen und sie gezielt den zukunftsfähigsten Firmen und Branchen zukommen zu lassen. Frankreich müsse dabei vor allem in den wirtschaftlichen und ökologischen Wandel sowie in Bildung investieren, fordert OECD-Generalsekretär Mathias Cormann.

Für ein dauerhaftes Wachstum sei jedoch auch unerlässlich, dass die Regierung wieder an das 2017 be­gonnene Reformprogramm an­knüpft. Präsident Emmanuel Macron hatte erst kürzlich erklärt, dass die Bedingungen für die wegen der Coronakrise auf Eis gelegten Rentenreform derzeit nicht gegeben seien. Die OECD-Experten raten nun zu einer Mischung aus Arbeitsmarkt-, Steuer- und Ausgabenreformen, um die strukturellen Schwächen der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone anzugehen.

Dazu gehören der schwierige Zugang zum Arbeitsmarkt für junge und minderqualifizierte Arbeitskräfte sowie der in den letzten Jahren geringe Anstieg der Produktivität und des Lebensstandards. Es sei besonders wichtig, die Wiederaufschwungphase zu nutzen, um die steuerlichen Rahmenbedingungen und die Wirksamkeit der öffentlichen Ausgaben zu verbessern, betont die Organisation.