Konjunktur

Omikron bringt holprigen Jahresstart

Neue Einkaufsmanagerumfragen zeigen, dass Omikron in den meisten Ländern die Dienstleister ausgebremst hat, während die Industrie kaum betroffen war. Die Lage dürfte sich im Frühjahr bessern.

Omikron bringt holprigen Jahresstart

ba Frankfurt

Der Jahresstart verläuft für die Weltwirtschaft zumeist schwierig: Während die deutsche Wirtschaft gemäß dem Einkaufsmanagerindex (PMI) Fahrt aufgenommen hat, hat sich die Stimmung in den USA, der Eurozone, Frankreich, Japan und Großbritannien sowie Australien teils deutlich eingetrübt (siehe Grafik). Für die Euro-Länder, für die nur endgültige Daten der monatlichen Einkaufsmanagerumfrage vorgelegt werden, deute sich gleichfalls ein Stimmungsdämpfer an, heißt es bei IHS Markit.

In nahezu sämtlichen Ländern haben im Januar die Ausbreitung der Omikron-Variante und die damit einhergehenden Schutzmaßnahmen die Geschäfte im Dienstleistungssektor gebremst, wohingegen die Industrie von einer leichten Entspannung des Lieferkettenstresses profitiert (siehe Bericht auf dieser Seite). Dementsprechend hat auch der Kostendruck leicht abgenommen – wenn auch auf weiter hohem Niveau. Das schrittweise Zurückfahren der Res­triktionen in den Ländern, die den Höhepunkt der Omikron-Welle bereits überschritten haben – wie etwa Spanien oder Irland – dürfte der Wirtschaft also wieder auf die Sprünge helfen. Zudem, so betonen Ökonomen, zeige sich, dass die wirtschaftlichen Schäden im Vergleich zum Pandemiebeginn bei jeder weiteren Coronawelle geringer ausfielen, da alle Beteiligten gelernt hätten, mit dem Virus umzugehen.

US-Index rutscht ab

Die Vorgaben für die US-Wirtschaft waren bereits gegenläufig: Während der Geschäftsklimaindex der regionalen Notenbank von New York unerwartet auf den niedrigsten Wert seit Pandemiebeginn im Frühjahr 2020 abrutschte, legte der Index der Philadelphia Fed überraschend kräftig zu. Der Industrie-PMI ist im Januar um 2,7 auf 55,0 Punkte gesunken, liegt damit aber immer noch oberhalb von 50 Zählern, ab denen Wachstum signalisiert wird. Der PMI für die Dienstleister verzeichnete einen deutlicheren Rückgang um 6,7 auf 50,9 Punkte. Der Index für die gesamte Privatwirtschaft (PMI Composite), also Indus­trie und Dienstleister zusammen, gab um 6,2 auf 50,8 Punkte nach. Ökonomen hatten jeweils mit deutlich geringeren Rücksetzern gerechnet. Auch wenn das vorläufige Umfrageergebnis einen misslungenen Jahresstart signalisiere, erkennt Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit, dennoch „einige ermutigende Signale für die kurzfristigen Aussichten“. Die Neuaufträge deuteten ein anziehendes Wachstum an, sobald die coronabedingten Restriktionen aufgehoben würden. Die Lieferzeiten hätten sich nicht mehr so drastisch wie zuvor verlängert. Dadurch ist in der Industrie der Optimismus gestiegen. Zudem habe der Preisdruck bei den Rohstoffen abgenommen.

Euro-Industrie legt zu

Im Euroraum verläuft die Entwicklung zweigeteilt: Während der Industrie-Index um 1,0 auf 59,0 Punkte gestiegen ist, hat das Barometer der Dienstleister um 1,9 auf 51,2 Zähler nachgegeben. Der PMI Composite ist den zweiten Monat in Folge gefallen, und zwar um 0,9 auf 52,4 Punkte. Das ist der niedrigste Stand seit knapp einem Jahr. Die Ausschläge waren jeweils kräftiger als von Ökonomen erwartet.

Die Entwicklung in den beiden größten Euro-Volkswirtschaften verlief im Januar unterschiedlich. Der Gesamtindex für Frankreich gab um 3,1 auf 52,7 Punkte nach, wobei sowohl das Barometer der Dienstleister (–3,9 auf 53,1 Punkte) als auch das Industrie-Barometer (–0,1 auf 55,5 Zähler) beigetragen haben. Der deutsche PMI Composite verbesserte sich um 4,4 auf 54,3 Punkte, wozu das Plus der Industrie um 3,1 auf 60,5 Punkte sowie der Zuwachs um 3,5 auf 52,2 Zähler beigetragen hat. Damit folgen die Zahlen für Deutschland den Signalen der Stimmungsbarometer von Sentix und ZEW, die ebenfalls positiv überrascht hatten.

Ökonomen erwarten, dass sich dies beim Ifo-Geschäftsklimaindex fortsetzt, der am heutigen Dienstag veröffentlicht wird. „Die deutsche Wirtschaft zeigt sich zu Jahresbeginn überraschend widerstandsfähig“, ur­teilte IHS Markit. Im vierten Quartal allerdings dürfte die Wirtschaft etwas gesunken sein, heißt es im Bundesbank-Monatsbericht Januar. Das Statistikamt Destatis erwartet für das Schlussquartal ein Minus von 0,5 bis 1,0% – eine Schnellschätzung dazu gibt es diesen Freitag.

Der PMI Composite für die britische Wirtschaft ist um 0,2 auf 53,4 Zähler gefallen, vor allem wegen der Abschwächung im Dienstleistungssektor. Die Industriestimmung hellte sich leicht auf. In Japan ist der Composite PMI (+3,7 auf 52,5 Punkte) wieder ins Wachstumsterritorium zurückgekehrt, da insbesondere der Dienstleisterindex zugelegt hat. In Australien hingegen ist vor allem das Dienstleisterbarometer abgesackt, während das verarbeitende Gewerbe nur geringe Verluste verzeichnete. Der PMI Composite ist hier in den Schrumpfungsbereich zurückgefallen (–9,6 auf 45,3 Punkte).

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