Geldpolitik

SNB erhöht trotz Bankenkrise den Leitzins kräftig

Die Schweizer Notenbanker heben ihren Leitzins kräftig um 50 Basispunkte an und signalisieren damit: Die zu hohe Inflation macht ihnen aktuell mehr Sorgen als die Unruhe im Bankensektor und an den Finanzmärkten.

SNB erhöht trotz Bankenkrise den Leitzins kräftig

ms Frankfurt

Wenige Tage nach der staatlich orchestrierten Notrettung der Credit Suisse durch die UBS hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins kräftig um 50 Basispunkte angehoben und weitere Schritte signalisiert. Die Währungshüter um Notenbankchef Thomas Jordan begründeten die Erhöhung mit der zu hohen Inflation. Die Teuerung in der Schweiz liegt zwar im internationalen Vergleich relativ niedrig, aber deutlich oberhalb des Zielwerts – und sie hat zuletzt unerwartet zugelegt. Jordan und die SNB dämpften Sorgen vor negativen Folgen für die Finanzmärkte.

Nachdem sich die Krise bei der Credit Suisse in der vergangenen Woche dramatisch zugespitzt hatte, hatte am Wochenende die UBS auch auf staatlichen Druck hin entschieden, den Wettbewerber zu übernehmen. Nach und parallel zu den Problemen bei den US-Regionalbanken hatten die Credit-Suisse-Schwierigkeiten die Angst vor einer globalen Bankenkrise und einer Weltfinanzkrise geschürt. Trotzdem erhöhten vor der SNB auch andere Zentralbanken wie die Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen weiter, um die zu hohe Inflation zu senken.

Die SNB hob ihren Schlüsselsatz nun von zuvor 1,0% auf 1,5% an. „Die Gewährleistung der Preisstabilität ist und bleibt das zentrale Ziel der Schweizerischen Nationalbank“, sagte Jordan am Donnerstag nach der Zinssitzung. „Man muss den Inflationsdruck jetzt bekämpfen“, fügte er hinzu. Die Inflation in der Schweiz lag im Februar bei 3,4%. Das ist verglichen mit den USA oder der Eurozone niedrig. Die SNB strebt aber eine Rate von 0% bis 2% an. Im Februar war die Teuerung zudem überraschend angestiegen.

Wegen stärkerer Zweitrundeneffekte und des nochmals größeren inflationären Drucks aus dem Ausland hob die SNB ihre Inflationspro­gnosen trotz der Zinserhöhung noch einmal an. Demnach wird die Inflation nun im Jahresdurchschnitt auf 2,6% für 2023 und auf 2,0% für 2024 und 2025 geschätzt. Am Ende des Prognosezeitraums soll sie demnach bei 2,1% liegen. „Ohne die heutige Zinserhöhung wäre die Inflationsprognose in der mittleren Frist noch höher“, so die SNB.

Die Währungshüter signalisierten zudem eine weitere geldpolitische Straffung. „Es ist nicht auszuschließen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten“, hieß es im Statement der SNB. Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, will die SNB bei Bedarf zudem weiterhin am Devisenmarkt eingreifen, wobei seit einigen Quartalen Fremdwährungsverkäufe im Vordergrund stehen.

Jordan betonte, dass die SNB selbstverständlich auch die Situation auf den internationalen Finanzmärkten und die aktuelle Unsicherheit im Bankensystem beurteilt habe. „Aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass eine Zinserhöhung hier keinen negativen Einfluss haben wird.“ Würde hingegen dem inflationären Druck nicht mit der nötigen Straffung der Geldpolitik begegnet, „werden wir später ein größeres Problem haben“, erklärte Jordan. Eine Zinspause sei kein Thema gewesen.

„Die SNB ist eine stabilitätsorientierte Notenbank und wird darauf bedacht sein, den Leitzins über die Inflationsrate zu bringen“, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. „Erst im Falle eines positiven realen Leitzinses kann von einer wirklich restriktiven Notenbank gesprochen werden.“ Er erwartet deshalb im laufenden Jahr noch zwei Zinsanhebungen um je 25 Basispunkte.

Bericht Seite 5

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