IW-Umfrage

Steigende Preise setzen vielen Firmen zu

Laut einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) belasten hohe Preise die Unternehmen. Nicht wenige sind gewillt, die höheren Kosten an Kunden weiterzureichen.

Steigende Preise setzen vielen Firmen zu

rec Frankfurt

Steigende Preise für Energie, Rohstoffe, Vorleistungsgüter und Frachtkapazitäten belasten die meisten Unternehmen in Deutschland – und veranlassen viele zu Preisaufschlägen auf ihre Waren. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Demnach erwarten 80% der 2000 befragten Unternehmen bis Ende 2022 mittelstark oder stark steigende Preise, weil Rohstoffe sich verteuert haben und Vorleistungen knapp sind. Knapp die Hälfte von ihnen ist bereit, diese „zu einem nennenswerten Teil an ihre Kunden weiterzureichen“, heißt es beim IW. Auch die Arbeitskosten gewinnen demnach mittelfristig an Bedeutung.

Mit ihren Befunden liefern die Kölner Ökonomen Futter für die Debatte über zunehmenden Inflationsdruck. Die Europäische Zentralbank (EZB) und einige Ökonomen halten den Teuerungsschub angesichts statistischer Sondereffekte und temporärer Faktoren für vorübergehend. Sie erwarten, dass die Teuerungsrate 2022 deutlich zurückgehen wird. An dieser Auffassung gibt es immer mehr Zweifel – auch wegen anhaltender Lieferengpässe und hoher Energie- und Rohstoffpreise.

Viele Branchen seien von der schnellen Erholung der Weltwirtschaft überrascht worden und konnten Kapazitäten nicht ausreichend erhöhen, heißt es beim IW. Exemplarisch hebt das IW die starke Zunahme der Holzpreise hervor, die ihren Höhepunkt inzwischen überschritten zu haben scheint. Das traf vor allem die Bauindustrie. Die konnte laut Statistischem Bundesamt zwar ihre Erträge im Mai um 3,4% binnen Jahresfrist erhöhen, die Umsätze lagen in den ersten fünf Monaten allerdings 3,6% unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. „Mittelfristig rücken für Unternehmen neben den Preissprüngen bei Vorleistungen, Rohstoffen und der Energie auch die Arbeitskosten wieder in den Blick“, ergänzte IW-Ökonom Matthias Diermeier. „Trotzdem gehen wir perspektivisch aber wieder von einer Normalisierung aus – sobald die vielen Sondereffekte verarbeitet sind.“

Mit einer Entspannung rechnen Bauwirtschaft und Industrie mittelfristig bei knappen Rohstoffen und Vorleistungen. „Dagegen erwarten beide Branchen, dass die Preiseffekte durch teurere Energie mittelfristig sogar zunehmen werden“, so das IW. Auch eine Rückverlagerung von Produktionsstätten könne mittelfristig die Preise unter Druck setzen.

Strategien gegen den Mangel

Ein sogenanntes „Reshoring“ ist laut einer Studie des Ifo-Instituts nicht auf breiter Front zu erwarten. Von 5000 befragten Unternehmen wolle nur jedes zehnte vermehrt auf heimische Lieferketten setzen. Die Strategien gegen den Materialmangel fallen je nach Größe und Branche unterschiedlich aus: Großunternehmen setzten eher darauf, ihr Zuliefernetzwerk auszubauen, kleine und mittelständische Unternehmen auf ei­­nen Ausbau ihrer Lagerhaltung. Fast die Hälfte der Industrieunternehmen geben an, „ihre Beschaffungsstrategie zu verändern, wenn sie von Materialmangel betroffen sind“, sagte Lisandra Flach, Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft.