Wirkung der Zollpolitik in den USA

Unter- und Mittelschicht leidet unter Trumps Zöllen

Die Zollpolitik der USA schadet den Handelspartnern, weil sie weniger exportieren können. Schlimmer aber könnte es für den durchschnittlichen Privathaushalt im Land kommen, wie die Yale Universität mit Blick auf Inflation und Bevölkerung warnt.

Unter- und Mittelschicht leidet unter Trumps Zöllen

Unter- und Mittelschicht leidet unter Trumps Zöllen

Teils enorme Preissteigerungen in den USA erwartet

lz Frankfurt

Während bislang vor allem die immer neuen Zoll-Volten von US-Präsident Donald Trump im Fokus stehen, die aktuellen Zollverhandlungen sowie Marktreaktionen darauf akribisch verfolgt werden, vollziehen sich im Hintergrund tektonische Veränderungen in der ökonomischen Wirkungskette, die eher im Schatten stehen. Dabei haben sie nachhaltige Folgen für die wirtschaftliche Verfassung ganzer Staaten, vieler Unternehmen und Konsumenten. Nach und nach, so Christoph Balz von der Commerzbank, würden die Märkte an das veränderte außenwirtschaftliche Umfeld gewöhnt, wo der Welthandel in Trumps Sinne gemanagt werde. Seine Taktik – drei Schritte vor (Zollprovokation), zwei zurück (Fristverlängerung) – zahlt sich also aus.

Und er hat in seinem Sinne auch schon viel erreicht: Der durchschnittliche US-Zollsatz liegt inzwischen bei 17,6%. Das ist der höchste Zollsatz seit 1934, wie das „Budget Lab“ der Yale Universität errechnet hat. Die Wissenschaftler dokumentieren akribisch alle Veränderungen in der Zollpolitik. Unmittelbar vor Start der neuen US-Regierung lag der durchschnittliche Zollsatz noch bei 2,4%.

Preisniveau steigt um 1,7%

Was innerhalb der USA für Gegenwind sorgen könnte, sind indes die Zollwirkungen auf die eigene Bevölkerung. Das Preisniveau von 2025 steigt durch die neuen Zölle nach Angaben des Budget Lab kurzfristig um 1,7%, was einem Einkommensverlust von 2.300 Dollar pro Haushalt entspreche. Langfristig werde sich das auf 1.900 Dollar einpendeln.

Zölle sind zudem eine regressive Steuer: Haushalte am unteren Ende der Einkommensskala werden im Verhältnis zu ihrem Einkommen stärker belasten als Haushalte am oberen Ende, warnen die Ökonomen. Die Belastung der untersten Bevölkerungsschicht (10-Prozent-Schicht) dürfte mit 3,2% mehr als dreimal so hoch sein wie jene der obersten Schicht (+0,9%).

IGrafik / The Budget Lab

Die aktuellen Zölle wirken sich danach unverhältnismäßig stark auf Bekleidung und Textilien aus. Verbraucher müssten kurzfristig mit einem Anstieg der Schuhpreise um 37% und für Bekleidung um 35% rechnen. Die Lebensmittelpreise würden kurzfristig um 2,9% steigen und blieben langfristig um 2,6% höher. Frische Produkte würden zunächst 5,9% teurer, stabilisierten sich dann aber bei einem Plus von 3,4%. Und die Preise für Kraftfahrzeuge gehen danach kurzfristig um rund 6.500 Dollar nach oben (+13,5%), langfristig blieben sie 5.100 Dollar (+10,6%) höher.

Das alles hat natürlich Wirkungen auf das Realwachstum in den USA. Das Budget Lab rechnet für 2025 mit einem um 0,7 Prozentpunkte niedrigeren BIP-Plus. Langfristig schrumpfe die US-Wirtschaft dauerhaft um 0,4%, was 110 Mrd. Dollar im Jahr 2024 entspreche.

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