Konjunktur

Welthandel wird zum „Spielball“ von Omikron

Der globale Warenaustausch hat sich in der Pandemie überraschend robust bewährt. Angesichts der grassierenden Corona-Variante richten sich Fachleute nun allerdings auf neue Störungen ein.

Welthandel wird zum „Spielball“ von Omikron

rec Frankfurt

Die global grassierende Omikron-Welle des Coronavirus droht der bislang sehr robusten Konjunktur im Welthandel einen Dämpfer zu versetzen. Der globale Warenverkehr werde zum „Spielball“ der Omikron-Variante, befürchtet DZ-Bank-Ökonom Matthias Schupeta. Viele Regierungen haben wegen der offenbar deutlich ansteckenderen Virusmutante neue Beschränkungen erlassen. „Das Auftreten und die globale Ausbreitung der Omikron-Variante geben Anlass zu großer Sorge“, warnen die Fachleute von IHS Markit, die Monat für Monat Einkaufsmanager in aller Welt befragen.

Der Welthandel hat in der Pandemie nach einem anfänglichen heftigen Einbruch deutlich schneller auf das Vorkrisenniveau zurückgefunden als im Zuge der Weltfinanzkrise. Das stützt vor allem die deutsche Wirtschaft, die überproportional auf ein reibungsloses Auslandsgeschäft angewiesen ist. Nach wie vor sorgen allerdings hartnäckige Lieferkettenprobleme für Engpässe und hemmen vielerorts die Produktion.

Die Ausgangslage war vor Auftreten der Omikron-Variante Ende November intakt. Der Datendienstleister IHS Markit hat für die aktuelle Ausgabe seines monatlichen „Global Trade Monitor“ die bereinigten Einkaufsmanagerwerte für die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe weltweit ausgewertet. Ergebnis: Das Barometer für Neubestellungen aus dem Ausland lag im November bei durchschnittlich 51,4 Punkten. Der Wert notierte den 15. Monat in Serie über der Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten, „was die Nachhaltigkeit der Erholung belegt“, so IHS-Markit-Ökonom Tomasz Brodzicki. Auch darüber hinaus scheint der Trend halbwegs in Takt: Der vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) durch Auswertung von Schiffsdaten ermittelte Indikator für den Welthandel deutet für Dezember auf einen weiteren leichten Anstieg des globalen Warenaustausches hin. Die seit Monaten zu beobachtenden Staus vor großen Häfen haben sich dem IfW zufolge leicht verringert. Allerdings steckten zu Jahresbeginn laut IfW noch immer circa 11% der Containerfracht fest. Das deute darauf hin, dass sich die Staus verlagern. Ein anhaltendes Problem sind zudem die hohen Frachtraten. Diese haben sich zwar auf einigen Strecken leicht abgeschwächt, die Transportkosten bewegten sich aber weiterhin „auf höchsten Niveaus“, vermeldete IHS Markit.

Ob und wann sich die gestressten Lieferketten entspannen, hängt von mehreren Faktoren ab, heißt es bei der DZ Bank. Besonderes Augenmerk liege auf China, weil die Regierung nach wie vor nicht davor zurückschrecke, selbst ganze Millionenstädte abzuschotten. Auf der Nordhalbkugel wiederum mehrten sich Personalausfälle in der Logistik. Schupeta verweist auf einschlägige Umfragen der EU-Kommission, wonach schon jetzt die Hälfte der Industrieunternehmen von Materialengpässen berichtet. An der Spitze der gemeldeten Lieferknappheit liege mit 81% betroffener Unternehmen Deutschland, bemerkt Schupeta. Nun seien wiederholte Störungen in Häfen und Produktionsstätten Chinas absehbar. „Eine baldige Auflösung der Lieferkettenproblematik ist vor diesem Hintergrund nicht zu erwarten“, meint Schupeta. „Der Welthandel könnte dadurch immer wieder empfindlich gestört werden.“