IAB-Projektion

Zigtausend mehr Arbeitskräfte für Energiewende nötig

Bis zum Jahr 2030 braucht Deutschland fast 160.000 zusätzliche Arbeitskräfte für die Energiewende. Auch der Klimawandel sorgt für erheblichen Mehrbedarf, berechnet das IAB.

Zigtausend mehr Arbeitskräfte für Energiewende nötig

Zigtausend mehr Arbeitskräfte
für Energiewende nötig

IAB: Größtes Problem bei Elektrotechnikern

ba Frankfurt

Der Fach- und Arbeitskräftemangel droht, die Energiewende und die dringend notwendigen Anpassungen an den Klimawandel zu bremsen. Vor allem im Baugewerbe, in der Energieversorgung und in der Land- und Forstwirtschaft sowie im IT-Bereich und in den vorgelagerten Zulieferindustrien werden deutlich mehr Arbeitskräfte benötigt, wie Modellrechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigen. Werden weitere Faktoren wie der demografischen Wandel und die digitale Transformation berücksichtigt, könne „es insgesamt aber dennoch zu einem Arbeitsplatzabbau in den genannten Branchen kommen“.

Größtes Problem bei Energietechnikern

Für die Umsetzung der Energiewende werden laut den Berechnungen bis zum Jahr 2030 rund 157.000 zusätzliche Arbeitskräfte benötigt, bis zum Jahr 2040 sind es 102.000. Für die Folgen des Klimawandels und Anpassungsmaßnahmen sind bis 2030 beziehungsweise bis 2040 über 40.000 zusätzliche Arbeitskräfte erforderlich. Die höchsten Suchdauern – und damit eine äußerst angespannte Rekrutierungssituation – zeigen die IAB-Projektionen mit 112 Tagen in der Berufsgruppe „Energietechnik“ und mit 114 Tagen im Bereich „Elektrotechnik“. Aber auch im „Hochbau“ (100 Tage) und in der „Naturstein-, Mineral-, Baustoffherstellung“ (104 Tage) herrsche bereits heute ein äußerst angespannter Arbeitsmarkt.

Dabei sind die Auswirkungen des Finanzpaktes der Bundesregierung für Verteidigung und Infrastruktur noch nicht berücksichtigt, wie die Nürnberger Forscher erklären. Dies werde einen zusätzlichen Arbeitskräftebedarf nach sich ziehen und zu einem großen Teil auch die Berufsgruppen des Baugewerbes betreffen. „Das könnte die Umsetzung der Energiewende und der notwendigen Anpassungen an den Klimawandel zusätzlich erschweren“, mahnt das IAB.

Es gibt Stellschrauben

Daher müssten die verfügbaren Arbeitskräfte auch so aus- und weitergebildet werden, „dass die Arbeitskräfte-Potenziale aus schrumpfenden Wirtschaftsbereichen bestmöglich genutzt werden“, sagt IAB-Forscher Christian Schneemann. Zusätzliche Stellschrauben seien die Förderung des MINT-Bereichs (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) bei der Berufswahl, etwa im Bereich Bau-, Elektro- oder Energietechnik. Zudem solle die Zuwanderung von Arbeitskräften gestärkt werden – „wobei es hier auch gilt, deren Abwanderung zu reduzieren“. Genannt werden außerdem die leichtere Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen, die Verringerung von Bildungsabbrüchen sowie die Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren.