KommentarGeldpolitik

Bank of England tanzt aus der Reihe

Wenn eine Notenbank diese Woche Unabhängigkeit bewiesen hat, dann die Bank of England. Anders als die Fed lockerte sie die Zügel nicht.

Bank of England tanzt aus der Reihe

Geldpolitik

Bank of England tanzt aus der Reihe

Von Andreas Hippin

Wenn eine Notenbank ihre Unabhängigkeit diese Woche bewiesen hat, dann die Bank of England.

Donald Trump hat zwar nicht die Zinssenkung um 50 Basispunkte bekommen, die er gerne gesehen hatte. Doch die Geldpolitiker der US-Notenbank gaben dem Druck aus dem Weißen Haus nach und nahmen die Federal Funds Rate um 25 Basispunkte nach unten. Dafür mag es ja volkswirtschaftliche Gründe geben. Die gibt es allerdings auch dafür, die Inflation nicht weiter anzuheizen, um ein Strohfeuer an den Finanzmärkten zu entfachen.

Da stellt sich die Frage, was die ganze Debatte um die Unabhängigkeit der Federal Reserve sollte. Schließlich liefert sie (fast) wie aus dem Weißen Haus bestellt. Die EZB hatte in diesem Jahr bereits die Zinsen gesenkt.

Kein Entgegenkommen für Starmer

Der britische Premier Keir Starmer hat weniger Glück. Denn wenn eine Notenbank diese Woche ihre Unabhängigkeit bewiesen hat, dann die Bank of England. Während andere auf Lockerungskurs gehen, tanzt sie aus der Reihe. Auch in der Downing Street würde man niedrigere Zinsen vorziehen.

Doch die britischen Geldpolitiker beließen die Bank Rate auf 4,0%. Sie dämpften zwar nicht jede Hoffnung, dass es vielleicht auf der Sitzung im November noch zu einem Zinsschritt nach unten kommen könnte. Doch Ende November legt die Schatzkanzlerin ihren Haushalt vor, der von weiteren Steuererhöhungen geprägt sein dürfte. Davor wird sich die Bank of England nicht auf eine Richtung festlegen wollen.

Quantitative Tightening

Zudem beschert das von der „Old Lady of Threadneedle Street" betriebene Quantitative Tightening dem Schatzamt herbe Verluste. Sie veräußert nämlich die seit der Finanzkrise zusammengekauften Staatsanleihen ohne Rücksicht darauf, dass sie weit unter ihrem Einstiegspreis notieren. Das übt auch noch Aufwärtsdruck auf die Renditen aus, den man in der derzeitigen Situation nicht haben will.

Die Bank of England bewegt sich damit im luftleeren Raum. Es ist ein geldpolitisches Experiment, das man besser unter Laborbedingungen durchgeführt hätte. Denn für Reeves wird die Neuverschuldung dadurch noch teurer als ohnehin schon. Die Notenbank will im Vergleich zu den vergangenen zwölf Monaten noch mehr Anleihen über den Markt verkaufen, auch Papiere mit langen Laufzeiten. Gerade in diesem Marktsegment spielen technische Faktoren wie ein Angebotsüberschuss eine erhebliche Rolle.

Mehr Unabhängigkeit geht nicht. Der Beweis, dass so bessere Entscheidungen getroffen werden, steht jedoch noch aus.