Commerzbank spielt Unicredit in die Hände
Commerzbank
Orlopps
Dilemma
Von Anna Sleegers
Die Commerzbank wächst über sich hinaus. Um die Expansionsgelüste von Unicredit abzuwehren, richtet sich das Managementteam um Bettina Orlopp bedingungslos an den Interessen der Investoren aus. Zweistellige Eigenkapitalrenditen, Verlagerung von Arbeitsplätzen in Niedriglohnländer und Ausschüttungsquoten von 100% – noch vor ein paar Jahren hätte kaum jemand eine derart straffe Gangart für möglich gehalten. Sogar die Belegschaft zieht mit. Mit dem Angreifer vor den Toren und der Aussicht auf üppige Abfindungs- und Vorruhestandsregelungen fällt es leichter, sich mit der Perspektive der Aktionäre anzufreunden. Zumal sie dank geschenkter Mitarbeiteraktien ja selbst dazu gehören.
Erfolg des Abwehrkampfes ist fraglich
Und das Programm der früheren McKinsey-Partnerin läuft wie am Schnürchen. Auch am Mittwoch konnten Orlopp und ihr Finanzvorstand Carsten Schmitt nicht nur neue Rekordergebnisse verkünden, sondern auch die Prognosen heraufsetzen. Dass sie dabei vorsichtig genug vorgehen, um auch in den künftigen Quartalen einen Schnaps über den Markterwartungen zu landen, versteht sich von selbst.
Im Abwehrkampf gegen Unicredit nimmt Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp den Italienern bereits viele Aufräumaufbeiten ab.
Ob das heißt, dass die Abwehrstrategie aufgeht, ist jedoch fraglich. Die starre Obergrenze von 21 Euro, ab der sich eine Übernahme aus Analystensicht zu Beginn des Übernahmedramas für Unicredit nicht mehr gerechnet hätte, ist Makulatur. Denn dank ebenfalls starker Zahlen und der anhaltenden Hausse der europäischen Bankaktien ist auch Unicredit heute deutlich mehr wert als vor einem Dreivierteljahr. Zudem profitiert auch Unicredit von der großzügigen Ausschüttungspolitik. Und mit den Aktienrückkäufen spielt die Commerzbank den Italienern indirekt in die Hände. Zuletzt stieg ihr Anteil dadurch auf 20%, ohne dass sie die gebunkerten Finanzinstrumente anfassen oder gar teuer am Markt hätten zukaufen müssen. Der Antrag für den nächsten Rückkauf ist bereits gestellt.
Auf Höchstleistungen getrimmt
Wie schon dem rüpelhaft auftretenden Aktionärsaktivisten Cerberus gelingt es auch dem unberechenbaren Unicredit-Chef Andrea Orcel, die Commerzbank zu Höchstleistungen anzuspornen. Dabei droht sie jedoch Opfer des eigenen Erfolgs zu werden. Zumindest mit Blick auf die daran geknüpfte Hoffnung auf den Erhalt der Eigenständigkeit. Orlopp ist sich des Dilemmas offenbar bewusst, wie ihre Bemerkung über die „nicht ideale“ Situation mit Unicredit bei der Zahlenvorlage zeigt. Eine Basis für Verhandlungen sieht sie angesichts der unfreundlichen Annäherung jedoch weiterhin nicht.