Drückende US-Dominanz
Dax-Aktionäre
Drückende
US-Dominanz
Von Heidi Rohde
Die Dominanz von Ausländern im Dax erhöht auch die Abhängigkeit von Investoren aus einem Land, das derzeit mehr Gegner als Partner ist.
Wer wissen will, ob Deutschland ausländisches Kapital anzieht, braucht nicht auf die – sicherlich fundierten – Eindrücke zurückzugreifen, die hochrangige Manager von Unternehmen und Banken kürzlich als Begleitmusik zur groß inszenierten Investitionsoffensive in Berlin geteilt haben. Die erste deutsche Börsenliga ist für internationale Anleger in hohem Maße attraktiv, sie kontrollieren die Mehrheit der Aktien im Dax, wie auch die jüngste Analyse von EY bestätigt. Ins Auge fällt dabei auf längere Sicht vor allem der Vormarsch von US-Investoren, die ihr Engagement in den vergangenen 15 Jahren insgesamt kontinuierlich erhöht haben und mittlerweile die stärkste ausländische Anlegergruppe vor Europa und dem Rest der Welt stellen.
Abhängigkeit auch bei Start-ups
Eine ganz ähnliche Beobachtung wie für die Schwergewichte gilt für die andere Seite des Unternehmensspektrums. Die technologische Exzellenz zahlreicher deutscher Start-ups, vor allem in den Bereichen Rüstung, Raumfahrt und Klimaforschung lockt ebenfalls viele US-Investoren an. Und nicht nur das. Während die Anschubfinanzierung zukunftsträchtiger Technologien hierzulande mittlerweile gut gelingt, müssen sich die Jungunternehmen in der Skalierungsphase noch zwingend auf ausländisches Kapital und dabei in aller Regel auf US-Geldgeber stützen.
Unerwünschte Folgen
In einer Zeit, in der die USA politisch und wirtschaftlich immer mehr vom Partner zum Gegner werden, ist diese Abhängigkeit nicht unproblematisch. Bei einigen Dax-Konzernen, die aufgrund ihrer geschäftlichen Ausrichtung besonderen Grund haben, erhöhte Rücksicht auf US-Investoren und das dortige politische Umfeld zu nehmen, hat sich das jüngst schon gezeigt. Namentlich SAP und Telekom haben ihre Governance-Kultur angepasst, indem sie bestimmte Diversitätsziele verworfen haben, die bei der Trump-Administration Anstoß erregen könnten. Hinzu kommt, dass gerade diese deutschen Schwergewichte auch aus anderen Gründen verstärkt um US-Investoren werben. Die amerikanischen Assetmanager stellen nämlich aufgrund ihrer tiefen Taschen durchweg größere Tickets aus, während heimische Adressen bereits an die Grenzen ihrer Anlagerestriktionen stoßen. Hier wäre es endlich an der Zeit, die Fesseln zu lockern, wenn die Abhängigkeit von US-Kapital bei deutschen Firmen nicht überhandnehmen soll.