Kampfansage an die Commerzbank
Unicredit
Kampfansage an
die Commerzbank
Von Gerhard Bläske
Mit der angekündigten Einbeziehung der Commerzbank-Gewinne schafft Orcel Fakten und geht erneut in die Offensive.
Nach dem Rückzug bei der BPM kann sich Unicredit-CEO Andrea Orcel mehr denn je auf die Commerzbank konzentrieren. Genau das ist auch seine Botschaft mit dem Hinweis, die Beteiligung am Objekt der Begierde vom kommenden Jahr an At-Equity konsolidieren zu wollen. Da der Widerstand der Bank selbst, aber auch der Bundesregierung gegen eine Übernahme noch immer groß ist, schafft der gewiefte Investmentbanker zunächst neue Fakten. Denn mit der At-Equity-Konsolidierung der Beteiligung, die nun bis Jahresende durch eine weitere Umwandlung von Derivaten in Aktien von derzeit 19,2% auf knapp unter 29% wachsen soll, wird die Commerzbank gleichsam zu einer tragenden Säule der Gewinnentwicklung gemacht wie die deutsche Tochter HVB. Das Frankfurter Institut soll dazu dann 600 Mill. bis 700 Mill. Euro beitragen. Zusammen mit der Beteiligung an der griechischen Alpha-Bank und dem Lebensversicherungsgeschäft will Orcel Unicredit damit breiter aufstellen und noch ertragsstärker machen. Und davon wiederum sollen die Aktionäre in Form höherer Dividenden profitieren.
Die so umrissene Strategie wischt die Vorstellung, dass der Commerzbank-Anteil eine gewöhnliche Finanzbeteiligung bleiben könnte, weitgehend vom Tisch. Orcel präsentiert seinen Aktionären die unmittelbare Wertschöpfung des Deals und wirbt somit für sein Ziel. Ganz nebenbei lenkt der ehrgeizige Manager von anderen M&A-Fehlschlägen ab. Die Übernahme der Monte dei Paschi hat er 2021 nach intensiver Prüfung verworfen. Bei der BPM tritt er nun vorläufig den geordneten Rückzug an.
Allerdings ist auch hier möglicherweise noch nicht aller Tage Abend. Eine Konsolidierung in der Branche, zumal durch grenzüberschreitende Übernahmen, ist in Europa bisher nur sehr schwer durchzusetzen. Nationale Regierungen wachen sorgsam über den als strategisch erachteten Bankensektor. Rom hat aufgrund ihrer politischen Blockade allerdings scharfen Gegenwind aus Brüssel bekommen. Die EU legt andere Kriterien an als nationale Befindlichkeiten.
Das könnte Orcel noch zugute kommen, denn mit fast 30% der Anteile wird er bei der Commerzbank die Sperrminorität überschreiten. Er kann in den Aufsichtsrat einziehen und dort seine Interessen durchsetzen, ohne dass der Bund viel machen kann, jedenfalls nicht nach geltender Rechtslage, die auch die EU im Blick hat. Der jüngste Schritt der Unicredit ist in jedem Fall eine Kampfansage.