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Merz steht unter dem strengen Blick der Märkte

Dax, MDax und Rüstungsaktien haben sofort auf das Debakel bei der Kanzlerwahl reagiert. Denn die neue Bundesregierung steht unter dem strengen Blick der Märkte.

Merz steht unter dem strengen Blick der Märkte

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Unter dem strengen Blick der Märkte

Von Werner Rüppel

Als am Dienstagvormittag die Dax-Kurve plötzlich scharf gen Süden ging, da wussten die Börsianer, dass etwas passiert sein musste. Die Reaktion der Märkte darauf, dass Friedrich Merz im ersten Wahlgang zum Kanzler erst einmal scheiterte, war vehement. Der Dax machte kurz vor seinem Allzeithoch halt und brach gut 2% ein, der MDax büßte gleich 3% ein und Rüstungswerte wie Rheinmetall gingen zwischenzeitlich gar um 5% in die Knie.

Die neue Bundesregierung steht unter dem strengen Blick der Märkte. Angesichts der doch eher engen Mehrheitsverhältnisse sowie des historischen Fehlstarts zu Beginn, der zeigt, wie brüchig die Unterstützung für den neuen Kanzler Merz sein kann, ist das Eis sehr dünn. Doch sind die deutsche Wirtschaft und die heimischen Kapitalmärkte gerade in diesen angespannten Zeiten, in denen zum Ukraine-Krieg und einer nachlassenden deutschen Wettbewerbsfähigkeit noch der Zollstreit hinzukommt, auf stabile Verhältnisse und politische Handlungsfähigkeit dringend angewiesen.

Seismografische Reaktion

Dass politische Börsen kurze Beine haben, wird zwar gerne kolportiert, stimmt aber nicht. Das beweist zum Beispiel die Kursentwicklung des Rüstungssektors in vielen Ländern, die seit Jahren von einer politischen Konjunktur profitiert. Politische Börsen haben lange Beine, doch reagieren die Märkte bereits kurzfristig geradezu seismografisch auf wichtige politische Weichenstellungen. Das gilt insbesondere für die Rüstungsindustrie, die von den Ausgaben der Staaten abhängig ist. Aber auch das Wohl und Wehe von Infrastrukturunternehmen unterliegt in hohem Maße den politischen Vorgaben.

Der strenge Blick der Märkte ist indes kein Nachteil, sondern eher ein Vorteil. Denn er zwingt die Politik dazu, berechenbar zu sein und die Marktkräfte zu stärken. Schließlich hat kaum ein Politiker ein Interesse an einem Börsencrash und einem wirtschaftlichen Einbruch. Der Wirtschaftsexperte Merz, der ja auch einmal für Blackrock gearbeitet hat, weiß das natürlich alles. Nur muss er jetzt noch seine Regierungskoalition davon überzeugen.

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